7.5.17 Ninozminda, 73km und 830hm
Güle, Güle Turkey, privet Georgien!
Endlich, nach 52 Tagen in der Türkei, welche ich aber nur positiv in Erinnerung habe, geht’s weiter ins nächste Land. Das Wetter war so richtig kalt und stürmisch, aber was soll man Anfang Mai zwischen 1900 und 2100 Meter über Meer schon erwarten?!? Der Grenzübergang verlief relativ schnelle, obwohl der Türkische Grenzwächter zuerst wieder mal nicht wusste, was genau diese ID ist, mit der ich auch eingereist bin. Aber hat dann doch noch geklappt und in Georgien gab es nur ein „Welcome to Georgia“ und schon war ich drin. Verändert hat sich vor allem der Zustand der Strassen. Georgien hat gerade dort gerade meine Spitzenposition hinter Albanien übernommen. Natürlich hat auch die Sprache gewechselt. Hier läuft eigentlich alles auf russisch, bzw. georgisch. Ebenfalls das Geld, mit diesem habe ich aber nicht viel zu tun, da ich bereits morgen wieder nach Armenien ausreisen werde. Besonders gut gefällt mir aber bereist, dass man einfach wieder ein Bier bestellen kann in einem Restaurant, etwas was in der Türkei unmöglich ist. Für ein paar Euro habe ich hier ein kleines Hotel gefunden, da es draussen wieder so richtig „grüsig“ ist mit Regen und Wind. Vorhin wollte ich nur ins Restaurant um dort ein wenig am Laptop zu sein, da wurde ich direkt eingeladen zum essen und vor allem trinken ;). 3 LKW Fahrer aus Georgien, welche auf dem Weg nach Armenien sind und jetzt relativ betrunken dort hinfahren. Ich muss sagen, dass ich auch einen leichten sitzen habe, aber ich muss ja auch nicht mehr Fahrrad fahren. Ich werde sicher auch nicht zu spät ins Bett um morgen bereit zu sein für den nächsten Tag.
Resümee Türkei 17.3. bis 7.5.17
Tage: 52
Kilometer: Circa 2600km
Die Türkei hat mich immer wieder sehr positiv überrascht. Wenig habe ich über dieses riesige Land am Anfang gewusst und die Strandurlaube in Antalya oder Bodrum kann man nicht wirklich als die wahre Türkei „definieren“. Die Türken sind stolz auf ihr Land, ihre Mentalität, ihre gelebte Gastfreundschaft und ihre Geschichte. Ihr Gründervater Atatürk wird überall vergöttert und praktisch alle Leute, mit denen ich zu tun hatte, stehen voll hinter ihm. Anders ist dies bei der momentanen politischen Lage. Hier spalten sich die Lager sehr und es wird auch diskutiert. Allerdings hatte ich manchmal das Gefühl, in gewissen Situationen, bei gewissen Zusammensetzungen von Personen wird dann doch lieber geschwiegen. Die Türkei hat grossartige Städte, allen voran natürlich Istanbul. Auch wenn es vielen Türken selber zu gross ist, denke ich schon, dass sie stolz sind auf diese Stadt mit ihrer Geschichte. Dann gibt es aber auch riesige Landstriche, wo praktisch nichts zu finden ist, ausser kleine verlassene Dörfer, Traktoren und Felder auf denen je nach Region verschiedene Sachen angepflanzt werden. Dann wiederum das Meer auf beiden Seiten der Türkei, wobei ich ja nur am schwarzen Meer entlang gefahren bin. Hier auch wieder grossartige Städte wie Samsun, aber auch Landschaftlich wunderschöne Gegenden, welche mich immer sehr an die Schweiz erinnert haben. Und überall sind diese herzlichen Menschen, welche dich zum Cay einladen, dir essen anbieten oder einfach ein wenig mit dir reden wollen, egal ob man eine gemeinsame Sprache spricht, oder auch nicht. Viele tolle Menschen durfte ich kennen lernen, bei ihnen übernachten oder einfach für eine kurze Zeit mit ihnen zusammen sein. Am Schluss, wo ich rund 2 Wochen auf meinen Pass warten musste, war ich in einer tollen WG, in welcher ich mich super wohl gefühlt habe und nie das Gefühl hatte, dass ich störe oder doch langsam sicher gehen sollte. Es war spannend mit den meist jüngeren Türken und auch Türkinnen über ihr Land, mein Land, Religionen, Essen und einfach das Leben zu reden. Einziger wehrmutstropfen war immer wieder die Sprachbarriere. Türken tun sich so extrem schwer mit englisch und es ist anscheinend für sie eine unglaublich schwierige Sprache zum lernen. Grösstenteils wissen sie auch nicht, weshalb sie englisch lernen sollten. Ich war einige Male in Schulen oder bei Studenten und viele wollen gar nicht ins Ausland und reisen, wie es bei uns so normal geworden ist. Sie möchten in der Türkei bleiben, evt. einmal ans Meer nach Antalya oder nach Kappadokien oder Istanbul, aber dann doch lieber wieder nach Hause ins gewohnte Umfeld. Und nun, nach rund 52 Tagen oder fast zwei Monaten geht es für mich ins nächste Land und ich bin gespannt was mich erwartet. So habe ich mich doch sehr wohl gefühlt in der Türkei. So allmählich weiss ich, wie es hier abläuft, habe auch gelernt, mich ein klein wenig zu verständigen und kenne auch das Preisniveau. Die Türkei wird mir in guter Erinnerung bleiben und ich kann nur jedem empfehlen hier Urlaub zu machen und die Türkei zu entdecken.
2.5.17 Findliki
Wieder zurück in Findliki. Nach einer 5 Stunden Busfahrt der ganzen Strecke entlang, welche ich die letzten drei Tage auf dem Rad genossen habe, bin ich nun wieder in der WG „Mehmet“ in Findliki. Es war schon fast ein bisschen wie nach Hause kommen ;). Nun heisst es hoffentlich ein letztes Mal warten auf den Pass. Dieser sollte am Freitag eintreffen. Anscheinend ist dies auch mit DHL Express der schnellste Weg von der Schweiz bis hierhin. Mein Fahrrad steht solange im Hotel in Ardahan. Ich werde mich also noch zwei, drei Tage gedulden müssen und nütze die Zeit zum ausspannen, die weitere Route planen und eventuell noch einen Video der letzten Tage zu schneiden.
Bericht von meiner Planäderung und der bisher schönsten Strecke auf meiner Reise - 29.4.17 bis 1.5.17.
29.4.17 Stausee bei Borcia, 71km und 860 hm
Planänderung – „Die“ Idee kam während der Fahrt
Es gab für mich jetzt zwei Optionen. 1. In Findliki warten bis mein Pass kommt, was noch ca. 1 Woche dauert. Mir die Zeit vertreiben mit youtube, Schulbesuchen, am Strand rumhängen etc. oder Option Nr. 2, ich schwing mich auf meinen Sattel und mache noch ein paar Tage ne Tour durch die türkischen Berge. Na und wie habe ich mich entschieden? Ja für Option Nr. 2. Und schon nach dem ersten Tag, den ersten paar Stunden wieder auf dem Velo kann ich sagen, es war die richtige Option. Tolles Wetter, eine super schöne Strasse und im Moment einen tollen Zeltplatz bestätigen meine Wahl. Gegen 10:30 Uhr ging es am morgen los. Ich habe nicht alles mitgenommen und ein paar Sachen bei Mehmet in der Wohnung gelassen. Reicht aber trotzdem alle mal, um in den türkischen Bergen ins schwitzen zu kommen. Zuerst ging es hoch auf rund 700 Metern, natürlich von 0 (Meereshöhe). Dann eine wunderschöne Abfahrt runter in ein Dorf. Während dem fahren hatte ich auf einmal die geniale Idee. Warum eigentlich nur ein paar Tage hier rumfahren und dann wieder zurück zu Mehmet? Ich muss ja eigentlich nur meinen Pass und mein Zeugs holen. Muss ich den wirklich auf dem geplanten Weg nach Georgien? Nein, muss ich natürlich nicht. Ich war sowieso genau in Richtung Ost/Südost unterwegs und könnte genau so gut einen anderen Grenzübergang nach Georgien nehmen. Durch die zwei Wochen Wartezeit auf den Pass hätte ich sowieso Georgien nicht so geniessen können. So hat sich nun ein neuer Plan ergeben. Ich fahre jetzt noch so 2-3 Tage Richtung des anderen Grenzüberganges. Dort ist nochmals ein grösserer Ort und ich werde mein Fahrrad dort irgendwo deponieren. Sollte nicht so ein Riesenproblem sein bei einem Hotel oder Schule oder Polizeiposten etc. Dann nehme ich den Bus zurück zu Mehmet, was laut Aussage eines Türken hier ungefähr 5-6 Stunden dauern soll. Und sobald ich den Pass habe, geht es wieder zurück zum Fahrrad und die Reise geht weiter. Ich finde meinen Plan gerade sehr gut und bin sicher, dass ich so weniger in Stress komme in Armenien und ich früh genug im Iran einreisen kann, um dieses Land zu geniessen.
So jetzt geniesse ich aber zuerst den Abend hier, werde gleich noch ein Feuer machen und was essen und dann ab ins Bett. Morgen geht es hoch in die Berge und der höchste Passübergang wird bei 2600 Metern sein. Es gibt also noch einiges zu strampeln.
30.4.17 kurz vor Savsat, 85km und 1340hm
Einfach nur WOW!
Gestern sind noch ein paar jüngere Türken zum grillen gekommen. Nachdem sie am Anfang bisschen auf Abstand waren, kamen sie auf einmal mit Essen und Ayran (Getränk) und es entstand ein lustiges Gespräch. Am morgen ging es gegen 08:00 Uhr bereits weiter und es wurde ein grandioser Tag. Es ging rauf und runter, aber doch meist rauf. Aber wie, es war wunderschön zuerst durch ein breites Tal, immer neben einem aufgestautem Fluss entlang. Überhaupt ist das ganze Tal ein riesiges Kraftwerk. Vielleicht ein bisschen viel Beton, aber trotzdem wunderschön zum fahren. Das Wetter zeigte sich auch von der besten Seite und den ganzen Tag war ich kurz/kurz unterwegs und immer auf der Suche nach der nächsten Wasserstelle. Energie habe ich auch den ganzen Tag benötigt und mehrere Male musste ich mich fast zwingen, etwas zu essen, da ich ansonsten wahrscheinlich einfach vom Fahrrad gefallen wäre. So zog es sich den ganzen Tag durch Schluchten und tiefe Täler bis ich gegen 16:30 Uhr vor einem Hotel/Gästehaus stand, welches rundherum doch noch viel Platz hatte, damit ich mein Zelt irgendwo hinstellen kann. Die Chefin wollte aber zuerst nichts davon wissen, und mir ein Zimmer für 100 Lira andrehen. So viel habe ich noch nie in der ganzen Türkei gezahlt, es war noch nicht einmal ein Ausgangspreis zum Handeln! Mein Angebot bestand darin, dass ich hier esse, wenn ich dafür zelten darf. Ich war schon fast wieder auf dem Velo, als ein ok der Chefin kam. Ich durfte nicht vor dem Haus, sondern hinterm Haus zelten. Für mich ja noch besser, da weg von der Strasse. Das essen war auch sehr lecker und ich habe nicht etwa mehr für`s essen bezahlt ;). Schöner Nebeneffekt, nun sitze ich im warmen, habe Strom und kann noch ein bisschen am Laptop „arbeiten“. Morgen wird es sehr wahrscheinlich richtig streng. Laut meinen Karten geht es auf den ersten 15km 2000Meter hinauf bis auf den Pass auf 2600Metern!?! Ich denke, dass wird auch stimmen. Werde schauen, dass ich rechtzeitig auf dem Velo sitze, um nicht in der grössten Hitze am Berg zu sein. Aber so kann es weitergehen von der Landschaft her bis jetzt der schönste Abschnitt der ganzen Reise.
1.5.17 Ardahan, 54km und 1700hm
Die Nacht war nicht so der Hammer. Hundegebell von rechts und links, von weit her und sehr nah. Dass mir ein Hund allerdings so Nahe war, dass er mir sogar eine Zeltschnur durchbissen hat, hätte ich nicht gedacht! So ging es am Morgen gegen 08:00 Uhr los und es sollte wieder ein grandioser Tag werden. Wunderschönes Wetter, immer in kurz, sogar auf dem höchsten Pass auf rund 2500 Metern und er anschliessenden Abfahrt runter auf 1800. Der Anstieg erinnerte auf ganzer Linie den Schweizer Alpen. Der Wald, die kleinen Holzhütten, Schafe und Kühe und freundliche Menschen. Wie ich bei einem Glas Cay auf rund 1800 Metern erfahren habe, ist es auch hier so, dass man mit den Tieren im Sommer zuerst auf eine Voralpe und danach höher rauf auf die Sommeralpe geht. Die Menschen machen es ebenso wie auch bei uns, und verweilen den Sommer auf ihren Alphütten. Anstelle von Schnapskaffee gibt es hier allerdings Cay (Tee). Auf den letzten 7 km galt es nochmals rund 700 Höhenmeter zu erklimmen. Die hatten es richtig in sich, aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Ein super Panorama wartete auf mich kurz vor dem Pass und auf dem Pass selber änderte sich die Landschaft innerhalb weniger 100 Meter. Ich habe gedacht, dass dann auf der anderen Seite wieder das gleiche Bild kommt wie beim Aufstieg, aber weit gefehlt. Keinen einzigen Baum und keine Holzhütten bekam ich zu sehen. Die Landschaft sah auf einmal eher aus wie in den weiten der Mongolei oder Kirgistan (so stelle ich es mir vor). Riesige Flächen, komische einfache Häuser und die Kuhherden liefen überall umher. So ging es in die Stadt Ardahan, welche ziemlich genau auf 1800 Metern liegt. Überhaupt nichts Schönes ist hier zu finden. Da ich mein Fahrrad jetzt für ein paar Tage hier lasse, habe ich mich in einem Hotel einquartiert. Diese werden mein Fahrrad hier behalten und ich kann morgen mit dem Bus die ganze Strecke zurück fahren um in Findliki auf meinen Pass zu warten und dann wieder hierher zu fahren. Von hier bin ich danach relativ schnell, rund 50km, an der georgischen Grenze und kann meine Reise fortsetzen.
25.4.17 Das warten geht weiter....definitiv eine Lektion gelernt
JA leider! Es wird noch ein wenig dauern, bis ich weiterfahren kann. Gerne hier ein kleiner Überblick über die Situation; Mein Pass, ein paar Karten, Ölwechselset Rholoff und ein Malariamedikament waren auf dem Weg zu mir. Über Couchsurfing habe ich Mehmet gefunden, bei welchem ich zurzeit in der WG wohne und zu welchem ich die Sachen auch adressieren durfte. Soweit alles gut, das Paket war relativ schnell (2 Tage) von der Schweiz über Deutschland in Istanbul per DHL. Dann gings aber los mit dem Zoll. Mehmet musste bestätigen, dass er die MwSt. bezahlen wird. Kein Problem. Dann haben die aber das Malaria Medi gesehen und der Theater ging los. Da das Paket an ihn adressiert ist und nicht an mich, braucht er ein Rezept. Meines ging nicht! Also zum lieben Onkel Doktor und dann die Erkenntnis, dieses Medi ist in der Türkei nicht zugelassen!?!? Das heisst, wenn der Dr. ein Rezept ausstellen würde, merkt dass der Überwachungsstaat Türkei und Mehmet hat Probleme, bzw. muss unter Quarantäne. Und jetzt?!? Nach Absprache mit der Botschaft und einer Helpline des EDA ist es am Besten, das Paket wieder in die Schweiz zu schicken, sicher das Medi rauszunehmen und dann alles nochmals von vorne. Es gibt auch nicht die Möglichkeit, irgendwie nur an den Pass zu kommen, damit ich endlich mal weiter nach Georgien könnte. Denn Flüge von hier bis Istandbul würde ich für rund 50 Euro bekommen. Also werden wir das Paket nun zurückschicken und ich hoffe sehr, dass es dann klappen wird. Ich werde mir jetzt nur den Pass schicken lassen, damit ich weiter kann. Das Material (ohne Medi) werde ich dann irgendwo anders hinschicken. Ja dies meine Geschichte...im Endeffekt kann man auch sagen, ich sei selber schuld, Medis zu verschicken. Habe mich da vielleicht auch zu wenig informiert. Dass es so ein Tamtam wird, hätte ich natürlich nicht gedacht. Aber so habe ich meine Lektion gelernt und es war sicher das letzte Mal, dass ich Medis verschickt habe.
Ich versuche hier das Beste aus der Situation zu machen. War immer wieder mal in der Schule von Mehmet und auch in der kleinen Stadt kennen mich schon manche Leute und grüssen mich. Heute war ich mit dem Velo in einem kleinen Dorf in den Bergen lecker Fisch essen und morgen geht es in die nächste grössere Stadt namens Hopa. Einfach bisschen die Zeit vertreiben....
Noch eine Anmerkung zur Schule hier. Ich habe ja schon geschrieben, dass sie freitags immer die Nationalhymne singen. Eine andere Eigenschaft ist noch, dass es auf jedem Stockwerk so ne Art Pult im Eingangsbereich gibt. Hier hat immer eine Schülerin oder ein Schüler seinen Dienst. Die Aufgabe hier ist, den Lehrpersonen Kaffee oder Cay zu machen und zu bringen und sonst kleine Aufgaben wie Kopien etc., na ja....
21.4 bis 24.4.17 Findliki WG „Mehmet“
Die letzten Tage hier in der kleinen Stadt waren eigentlich ganz gemütlich. Mehrere Male war ich jetzt in der Schule bei Mehmet und habe die Klasse besucht. Die freuen sich immer und packen ihr bestes englisch aus. Am Freitag bei Schulschluss wurde wie immer die Nationalhymne mit vollem stolz gesunden, etwas was bei uns unvorstellbar wäre. Auch immer allgegenwärtig ist hier Atatürk, der Gründervater der Türkei. Wirklich überall ist dieser zu finden. In/Auf jeder Schule, Haus, Restaurant, Kalender, Tassen, Fahnen oder sonstigen Postern. Bereits auf einer Collage im Kindergarten habe ich ein Bild von ihm entdeckt. Auch in der Stadt kenne ich mich inzwischen gut aus, da wir eigentlich fast nur auswärts essen gehen und ich so immer wieder ne neue Ecke der Stadt entdecke. Am Samstag waren wir noch bei einer anderen Schule im Hinterland. Hier fand eine kleine Feier mit den Schülern statt, welche nächste Woche eine wichtige Prüfung haben. Die Lehrer (nur die Männer) haben in der Stadt so eine Art Lehrertreffpunkt. Hier wird Karten gespielt, diskutiert und natürlich viel Cay getrunken. Der Cay wächst hier in der Gegend und jeder Hügel ist voll mit Tee. Sehr schön anzusehen. Die Gegend ist überhaupt recht schön hier im Nordosten der Türkei. Das Meer, dann diese Teefelder in den Hügeln und im Hintergrund immer die hohen Berge, welche wie bei uns bis in den Juni/Juli rein mit Schnee bedeckt sind. So vergehen die Tage hier und ich werde hier super aufgenommen und gehe überall mit.
Trotzdem freue ich mich, wenn es endlich weitergeht mit meiner Reise. Ich hoffe, dass heute Montag mein Pass kommen wird, bin mir aber nicht so sicher. Im Moment ist dieser noch in Istanbul wegen Zollpapieren. Der Pass ist dabei natürlich kein Problem. Allerdings sind noch mein Wasserfilter, Malariamedikament und Landkarten dabei. Ich habe jetzt meine Route schon mal ein wenig abgeändert und Georgien werde ich eher durchfliegen als durchfahren. Aber mal schauen was noch alles kommt und wann ich dann wirklich weg bin.
20.4.17 Findliki, 68km und 130hm
Zum Frühstück habe ich wieder mal so richtig zugeschlagen und mich dann gegen 10:00 Uhr auf den Weg in Richtung Osten gemacht. Immer schön der Küste entlang, aber zu 80 % auf der grossen Strasse. Wie immer ist es hier relativ entspannt zum fahren, da es einen grossen Seitenstreifen gibt. Allerdings hat es halt auch entsprechend viele Autos, LKW usw. Falls es möglich ist, mache ich manchmal einen Abstecher in die Dörfer und kleinen Städte auf der Strecke. Sehr schnell komme ich aber wieder auf die Strasse und so bin ich gegen 15:00 Uhr in Findliki eingetroffen. Hier erwartete mit der Englischlehrer Mehmet, bzw. einer seiner Studenten hat mich abgeholt. Dann ging es zuerst mal durch die Stadt zur Schule. Sofort wurde ich eingeladen den Unterricht zu besuchen und so eine sehr praktische Englischstunde mit zugestalten. Dass war dann auch ganz lustig, bisschen über die Reise und die Schweiz zu erzählen und die studierenden haben sich alle Mühe gegeben, mit mir zu kommunizieren. Danach ging es nach Hause zu Mehmet und seinen 2 Mitbewohnern. Hier noch ein paar Gespräche und dann nochmals kurz ein Besuch ausser Haus. So endete ein weiterer Tag in der schönen Türkei. Hier warte ich jetzt auf den Pass und dann geht’s weiter.
19.4.17 Rize, 70km und 70hm
Es ging zuerst mal runter, was ich vor zwei Tagen hoch gefahren bin. Eigentlich eine super coole Abfahrt, leider war es aber sehr, sehr kalt und nass! Die Türken hier sagen mir, der März ist der Monat, der nicht weiss was er will. Also so wie bei uns der April. Aber der April ist der Monat mit dem meisten Regen...na ja, recht haben sie!
Am Meer angekommen ging es weiter bis nach Rize. Eigentlich hätte ich auch locker noch weiter fahren können, allerdings habe ich von zuhause mitbekommen, dass mein Pass und ein paar Sachen jetzt endlich auf dem Weg sind in die Türkei, aber erst am Montag ankommen werden (laut DHL). Somit habe ich Zeit und es bringt nichts, zu fahren bis am Abend. Also habe ich in Rize halt gemacht, mir ein kleines Hotel gesucht und den Nachmittag ein bisschen in der Stadt verbracht.
Das Highlight von heute war mein Kilometer 5000! Irgendwie komisch, schon so lange unterwegs zu sein und es kommt mir gar nicht so vor wie 5000km. Aber trotzdem schön, dass es bis jetzt so gut geklappt hat und ich hoffe es geht so weiter.
18.4.17 Uzungül Wanderung
Heute gab es einen Tag ohne Fahrradkilometer. Aber anstrengend war es trotzdem. Ich habe ungefähr 4 Stunden eine Wanderung unternommen zu einem Hotel mitten in den Bergen auf rund 2000 Meter. Es ging ganz schön rauf, aber leider ohne entprechende Wanderwege. Alles auf einer tiptop, neu asphaltieren Strasse. Für was weiss ich auch nicht genau, denn oben ist nichts, ausser dieses Hotel und auf der ganzen Strecke gab es ungefähr 5 Autos. Das Hotel öffnet erst am 1. Mai und es waren ein paar Arbeiter im Hotel, um die letzten Sachen bereit zu machen. Die waren super nett, gaben mir Cay und wir haben versucht, ein wenig zu reden. Dann ging es wieder den Berg runter und zurück in das Dorf. Sonst lief nicht viel und ich habe den späten Nachmittag genutzt, um noch ein bisschen zu schlafen und zu lesen.
17.4.17 Uzungöl, 97km und 1300hm
Endlich ging es heute weiter! Es ist zwar schön, so eins, zwei Tage bisschen ausspannen, am PC sitzen, Wäsche waschen etc., aber dann ist auch genug. Da ich wegen den Osterfeiertagen noch ungewollt länger Zeit habe, bis meine Post in der Türkei ist, ging es heute nochmals ab in die Berge. Aber richtig. Nach rund 40km ging es links weg und die Steigung begann zuerst noch ganz gemütlich. Ich habe das Schild „Uzungöl“ entdeckt und von diesem „langen See“ habe ich schon einige Bilder gesehen. Also habe ich mir gedacht, weshalb eigentlich nicht dorthin fahren? Auf dem Weg habe ich noch Sören getroffen. Er ist auf dem nach Hause weg nach 13 Monaten auf dem Fahrrad. Da gab es natürlich viel zu erzählen und er konnte mir einige Tipps auf den Weg mitgeben. Kurz darauf „musste“ ich nochmals Pause machen, da mir jemand wieder mal einen Cay und etwas süsses spendieren wollte. Dann ging es aber definitiv weiter. Super schön durch ein Tal, im Moment ist alles ganz grün hier. Viel schwarzer Tee wird hier angepflanzt und hängt überall zum trocknen auf und neben der Strasse. Zum Schluss wurde es immer steiler und so langsam sehnte ich mich nach dem See. Bei den letzten Spitzkehren war ein Wagen geparkt und als ich daran vorbeifahren wollte, stoppten mich Levent und Julia. Ein Paar aus Istanbul, welches auf Kurztripp durch die Gegend ist. Nach ein bisschen plaudern haben wir uns für später zum Essen verabredet. Kaum 10 Minuten später war ich dann auch in Uzungöl. Sieht sehr schön aus hier und wären da nicht die Moscheen, könnte man grad glauben es sei irgendwo in den Alpen. Morgen werde ich ein wenig in die Berge gehen und mal ein bisschen laufen. Da freu ich mich schon drauf und die Gegend sieht sehr vielversprechend aus. Essen waren wir übrigens auch. Es war ein unterhaltsamer Abend mit netten Gesprächen und netten Leuten. Danke euch zweien für die Einladung und es war wieder mal ein gutes Abbild der türkischen Gastfreundschaft. Heute bin ich genau einen Monat in der Türkei.
Übrigens habe ich gerade erfreuliche Nachrichten aus der Schweiz bekommen. Ich bin Onkel geworden! Gratuliere euch zu eurer kleinen Familie ;).
15./16.4.17 Trabzon 0km
Zwei Tage bin ich nun in Trabzon und habe die Zeit genutzt, um mein Fahrrad, meine Klamotten und mich gründlich zu waschen und wieder alles auf Vordermann zu bringen. Trabzon, eine Stadt mit rund 300`000 Einwohnern ist nicht soooo speziell. Es gibt immer was zu entdecken in solchen Städten aber im grossen und ganzen bin ich ein wenig rumspaziert, habe Kaffee getrunken und vor allem wieder mal gegessen.
Heute, am 16.4 bin ich mit dem Bus und Taxi zum Sülemani Kloster gefahren. Ein sehr berühmtes Kloster, welches in den Felsen gehauen wurde. Es war auch wirklich schön und eindrücklich. Unterwegs habe ich noch ne Holländerin getroffen, welche pensioniert ist und mit dem Auto auf dem Weg Richtung China/Mongolei. Wir haben bisschen gesprochen und Adressen ausgetauscht.
Morgen geht’s weiter der Küste entlang und dann will ich noch nen Abstecher in die Berge machen, da ich mir die Zeit noch ein wenig rumschlagen muss, bis mein Pass hier ankommt.
14.4.17 Trabzon, 134km und 380hm
Trabzon, diese Stadt habe ich auch immer wieder in meinen Plänen erwähnt. Für mich war es so der grosse Meilenstein, bevor es dann nach Georgien weiter geht und nun bin ich hier. Sehr schön und eigentlich lief heute alles sehr ruhig, ausser das es geregnet hat wie aus Kübeln. Morgens um halb zehn bin ich losgefahren und wie das so ist denkt man sich; na ja die Regenhose brauche ich jetzt nicht unbedingt, hört sicher gleich auf. Nach 30 Minuten war ich so was von nass, da hats auch nichts mehr gebracht die Hose rauszuholen! So ging es halt schön dem Meer entlang auf ner grösseren Strasse immer Richtung Osten. Viel überlegt habe ich wegen meinen Optionen wie es weitergeht, da die Turkmenen ja das Visa nicht gegeben haben. Aber ich denke, es ist noch nicht ganz verloren und ich bin in Kontakt mit verschiedenen Leuten, welche Erfahrungen haben. Nach rund 85km gab es ne kurze Pause in einer Bäckerei mit Restaurant. Es gab eine Art Käseschnitte, welche mich gut aufgewärmt hat. Dann nach 130 km in Trabzon angekommen und auch sofort meinen Airbnb Host gefunden. Er ist noch nicht hier, aber sein Cousin hat mich empfangen und nun sitze ich hier in der Wohnung, frisch geduscht und Ruhe mich ein wenig aus.
13.4.17 Giresun, 75km und 320hm
Heute früh versprach das Wetter wieder nicht viel gutes. Bin zwar im trockenen losgefahren, aber der Regen liess nicht lange auch sich warten. Geprägt war der heutige Radlertag von Polizei, unglaublich viel Polizei. Im Hubschrauber, in Autos, in riesigen Militär Hummer Autos, in Marine Flugzeugträgerartigen Schiffen, in zivil und in Uniform! Weshalb das Ganze? Mister Erdogan, Ministerpräsident der Türken und für viele ein Halbgott (oder Allah) war zu Besuch in der Gegend. Überall Kontrollen und Absperrungen soweit das Auge reicht. Mich liessen aber alle in Ruhe und ich bin Erdogan nicht über den Weg gelaufen und er mir aber auch nicht. Der neutrale Schweizer halt :). Gegen Mittag hatte ich mal Internet und da hat sich Merve gemeldet. Die kenn ich eigentlich gar nicht. Aber eine, die ich in Yozgat an der UNI kennengelern habe hat ne Freundin, welche Französisch spricht und da die aber auch nicht in der Stadt ist, hat diese mich weitervermittelt an Merve, welche zwar überhaupt keine Sprache kann, welche ich auch spreche, aber mit Google Translater geht’s gar nicht schlecht. Wir haben uns dann verabredet in Giresun und sie hat mir die ganze Stadt gezeigt, wir sind noch so zu nem alten Schloss/Burg gegangen mit super Aussicht und überhaupt war es super nett mit Merve. Leider konnte sie mir kein Bett/Couch anbieten, aber zusammen haben wir ne billige Unterkunft gefunden.
Leider habe ich noch schlechte News aus der Schweiz bekommen. Mein Visa für Turkmenistan wurde abgelehnt. Die Turkmenen wollen anscheinend wieder mal die Muskeln spielen lassen und es ist im Moment gerade schwierig als Europäer/Westler. So muss ich dann in den nächsten Städten und Botschaften schauen, ob es doch noch möglich ist, das Visa zu bekommen. Ansonsten laufen schon die Planungen mit anderen Reiseverrückten Radlern, was es alles für Alternativen gibt. Da ich heute genau 2 Monate von der Schweiz weg bin, gab es als Belohnung noch ein feines Z`Nacht und lecker Bierchen.
12.4.17 Camping bei Yason Burne, 59km und 475hm
Das Restaurant von gestern war ganz ein komischer Schuppen. Zuerst gegen 19:00 Uhr wurde mal das Licht runtergedreht und ne Art Discobeleuchtung ging los. Live Musik war auch angesagt, aber das ist nichts ungewöhnliches hier. Danach kamen immer mehr sehr hübsche und leicht bekleidete Damen und assen was. Da hab ich dann mal nachgefragt beim Kellner, der englisch konnte. Ach das sei hier immer so, die würden danach noch ein bisschen tanzen. Eigentlich hat mich schon stutzig gemacht, dass in diesem Laden Bier und Wein in den Regalen waren und sogar härteres Zeugs konnte man kaufen. Sehr suspekt das Ganze. Dann ging auf einmal das Licht an, ca. 5-7 Männer und Frauen in Uniform betraten das Lokal und es hiess: „Passport please!“ Ok, dann halt. Der Kellner meinte wieder, dass sei normal hier und nach 10 Minuten waren die uniformierten wieder weg. Gegen 23:00 Uhr bin ich dann auch mal ins Zelt und bis dahin war alles ganz gesittet und kein Anzeichen von käuflicher Liebe J- Heute früh ging es dann wieder weiter und zuerst der Hauptstrasse entlang. Danach bin ich links abgebogen und habe so ne Küstenstrasse zu einer sehr schön gelegenen Kirche genommen. Hier war mal wieder so Türkei live, mit kleinen Dörfern, rufenden Kindern und einer guten Mittagspause mit deutschsprechendem Kellner. Viel weiter bin ich dann auch nicht mehr gefahren, da ich ein schönes Plätzchen direkt am Meer gefunden habe und den späteren Nachmittag damit verbrachte, zu lesen, meine Kette zu ölen und einfach bisschen zu chillen. Gegen 17:00 Uhr hat der „Campingmann“ feierabend gemacht und mir noch erklärt wie ich morgen am Besten hier weiterkomme. Zudem hat er mir noch meine private Stromleitung gelegt und ich habe jetzt Strom im Zelt, auch nicht schlecht, so kann ich meine Sachen laden und alles ist Safe bei mir.
11.4.17 Ünya, 88km und 60hm
Am morgen ging es nach gutem Frühstück aus der Grossstadt Samsun raus. Eigentlich alles ganz easy, bisschen viel Verkehr halt. Wie immer in diesen Städten um die 1 Million Einwohner. Den grössten Teil ging es heute auf einer 3 spurigen Autobahnähnlichen Strasse und ziemlich weit weg vom Meer. In einem kleinen Dorf hatte ich dann die glorreiche Idee, eine kleine Strasse am Meer zu nehmen, welche auf meinem Navi zu sehen war. Der Anfang war auch ganz vielversprechend. Dann landete ich aber leider an der Müllkippe der Gegend und es ging rund 10-15 Min durch den Müll. Soweit mein kleiner Ausflug. In Ünya habe ich am Stadtrand ein Hotel mit Camping gefunden. Hier bin ich dieses Jahr der erste Gast und es gab zuerst mal ein Foto mit dem Cheffe. Sehr schön, direkt am schwarzen Meer und mit tollem, aber kaltem Sonnenuntergang. Jetzt sitze ich hier im Restaurant, brauche noch ein bisschen Internet und geniesse die wärme, bevor es ins Zelt geht. Freu mich sogar wieder auf ne Nacht im Zelt, nachdem die letzte schon rund 1 Woche her ist.
10.4.17 Samsun, 0km
Ruhetag in Samsun mit kurzer Stadtbesichtigung und ansonsten viel lesen, Kaffee trinken und nichts machen. Ein paar neue Freizeithosen habe ich mir gegönnt :) und das erste Mal auf meiner Reise hatte ich so richtig Bock auf fettiges Mc Donalds essen und habe es auch genossen. Menü 12.95 - man könnte meinen genau wie in der Schweiz - nur darf man hier alles durch 4 teilen, um auf Euro/Franken zu kommen :)
9.4.17 Samsun, 114km und 850hm
Weiter geht’s! Nach einer gemütlichen Nacht und einem sehr gemütlichen Abend mit Fussball, Chips und Bier ging es heute gegen 10:00 Uhr weiter. Dass Wetter hier ist eher noch auf Herbst statt auf Frühling eingestellt und so bin ich heute wieder mal bis zu den letzten Schneeresten der vergangenen Nacht auf 900 MüM gestrampelt. War aber nicht weiter schlimm und ich war gut eingepackt. So ging es die rund 110km insgesamt über drei kleinere Pässe und nach dem letzten gab es eine sehr lange Abfahrt bis hinunter zum schwarzen Meer nach Samsun. Dort bin ich zuerst mal in Richtung Meer/Hafen gefahren. Hier gibt es einen tollen Fahrradweg und viel grün rundherum, welcher mich direkt ins Zentrum brachte. Nach kurzer Suche mit meinem maps.me App habe ich ein gemütliches kleines Hotel gefunden, mitten in der Altstadt und mit rund 11 Euro auch nicht zu teuer. Das hole ich meist sowieso beim Frühstückbuffet 2 bis 3 mal wieder rein :))). Hier in Samsun werde ich morgen auch einen Ruhetag einlegen, mir ein bisschen die Stadt ansehen und ich warte noch auf News aus der Schweiz, was meine Visas angeht. Soweit also alles klar hier in der Ferne und nach Samsun geht es immer schön der Küste entlang bis zur türkisch/georgischen Grenze.
8.4.17 Meziferon, 64km und 730hm
Wow, heute hat mal wieder der Zufall, oder das Schicksal, regiert. Gegen Mittag bin ich in ein richtig heftiges Gewitter gekommen. Das mitten in einem Anstieg zum Pass. Vor mir habe ich eine Tankstelle gesehen und so schnell wie möglich bin ich darauf zugefahren. Kaum angekommen lud mich der Mann dort in sein Häuschen ein. Nescaffee? Ja klar doch! Während es draussen blitzte und donnerte konnten wir also in Ruhe drinnen sitzen. Mit Händen und Füssen habe ich ihm von meiner Reise erzählt. Schweiz hat er verstanden, denn 5 Minuten später war ich am Telefon mit seinem Cousin, welcher ein paar Jahre in der Schweiz gearbeitet hat (in Biel). Wir haben uns für später verabredet, da er in der nächsten Stadt wohnt. So hat alles angefangen und nun sitze ich bei einem Kumpel von ihm im Studio und kann heute hier schlafen. Alles war recht cool. Zuerst bisschen im Cafe der Jungs rumhängen, dann mit seiner Schwester schnell wo hin fahren, zu den Eltern sehr lecker essen gehen und noch was „zu rauchen“ für die Jungs holen. Sein Vater, welcher 81 Jahre alt ist hat mir noch 20 Lira (5 Euro) zugesteckt für eine Zwischenverpflegung. So ging es von einem Ort zum anderen, wir waren zu sechst in einem kleinen Auto in der Stadt unterwegs und mein Host und ich hatten uns viel über die Schweiz und allgemein die Welt zu erzählen. Er selber ist sehr eine interessante Person. Hat jahrelang ohne Papiere in der Schweiz, Deutschland, Holland etc. gelebt. Selber ist er 4 Monate durch Europa gewandert, ohne Geld in der Tasche und immer wieder mal mit Zwischenstopp im Knast. Abends waren wir dann im Studio, wo ich jetzt auch schlafen werde, während mein Velo noch im Kaffee des anderen Kumpels ist, wo wir es dann morgen abholen werden. So geht ein toller Tag zu Ende und ich freue mich schon auf die nächsten, welche noch folgen werden.
7.4.17 Corum, 107km und 860hm
Bevor es heute auf`s Fahrrad ging, gab es erstmal richtig gutes türkisches Frühstück zusammen mit anderen internationalen Studentinnen und Studenten im Jugendzentrum von Yozgat. Der Leiter des Zentrum und ein paar Mitarbeitende waren auch mit dabei und es entstand ein recht gutes Gespräch über Gott und Allah, Religionen, Glauben und die verschiedenen Kulturen. Wir hätten noch Stunden weiter diskutieren können, aber ich musste mal langsam wieder auf den Drahtesel. So sass ich dann auch um 11:30 Uhr wieder da drauf und nach der Verabschiedung in Yozgat ging es weiter. Kaum auf der Strecke bin ich in ein richtiges, zum Glück nur kurzes Gewitter gekommen und war zuerst mal schön nass. Dann ging es weiter, immer ein bisschen rauf und runter in Richtung Corum. Die Strecke war ganz schön so durch ein Tal, alles rundherum ziemlich grün und immer wieder mal ein kleiner oder grösserer See. Ansonsten war es aber ruhig und ich habe mehr an die Gespräche der letzten Tagen nachgedacht, als auf die Landschaft zu schauen...diese sind nämlich genau ein grosser Punkt, weshalb ich auf dieser Reise bin. Andere Leute, Kulturen, Religionen und Denkweisen kennenlernen finde ich extrem spannend. Da merkt man erst, wie sehr wir auf unser Europa, vielleicht noch Amerika und Australien fixiert sind. Den grössten Teil der Welt kennen wir so schlecht und von vielen Sprachen, Regionen und sogar Ländern haben wir überhaupt keine Ahnung (also zumindest ein grosser Teil von uns).
In Corum, einer recht grossen Stadt mit rund 200`000 Einwohnern wird gerade alles für den Besuch von Erdogan am Sonntag vorbereitet. Dementsprechend geschmückt sieht die Stadt aus. Scheint aber recht schön zu sein hier und vielleicht schaue ich mir morgen noch ein bisschen was an. Aber grundsätzlich geht es jetzt in Richtung Samsun/Trabzonan die Schwarzmeerküste. Heute habe ich noch mitbekommen, dass es noch ein wenig Probleme mit meinem Turkmenistan Visa gibt. Ich hoffe mal, das lässt sich noch lösen, damit ich dann gerüstet bin für die nächsten Etappen.
5.4.17 und 6.4.17 Yozgat UNI
Nichts Spezielles und dann war da diese grosse Universität kurz vor Yozgat. Ich habe mir gedacht, die können sicher englisch und eventuell haben sie ja irgendwo einen Platz zum schlafen. Alles hat gut begonnen und die Securitys, welche die Uni bewachen, konnten soweit englisch, das sie verstanden, was ich wollte. Dann ging es ab zum einem Professor, welcher englisch sprach und alles nahm seinen Lauf. Leute kamen und gingen, jeder wollte den „Ausländer“ mit dem Fahrrad sehen. Vize Direktor war auch dort und dann war es so, dass es an der Uni noch ein Erasmusprogramm gab, an welchem Studenten aus 17 verschiedenen Länern teilnehmen. Die Verantwortliche für dieses Programm war auch dort und so kamen nach und nach auch die Studenten vorbei, da sie in einer What App Gruppe geschrieben hat, ich wäre dort. Und bei einem dieser Studenten, Mir Abdul Latif Yahya aus Afghanistan, bin ich jetzt in der WG zusammen mit Leuten aus Aserbaidschan, Egypten und der Türkei. Wir hatten gestern einen super gemütlichen Abend. Abdulah und seine Freunde haben mir die Stadt gezeigt und ich habe viele Leute aus verschiedenen Ländern getroffen. Am Schluss gab es noch Tee und Süssigkeiten, wie fast immer hier in der Türkei, und dann ging es gegen Mitternacht dann mal ab ins Bett. Wirklich eine super Erfahrung, welche ich hier gerade mache und ich werde heute sicher auch noch hierbleiben und mir die Uni ein bisschen anschauen. Diese ist übrigens recht gross mit rund 16`000 Studierenden.
Am zweiten Tag in Yozgat ging es wieder super gemütlich weiter. Zuerst mal bis um 10:00 Uhr geschlafen und dann nach kurzem Frühstück wieder hoch zur UNI. Dort habe ich mich mit zahlreichen Dozenten, Assistenten und Studierenden unterhalten. Mit dabei immer die Deutsch/Türkin Hatice, welche mich den ganzen Tag begleitet hat, mir super viele Sachen gezeigt und erklärt hat und auch immer als Übersetzerin zur Seite stand. Ich war so ein klein wenig die Attraktion für diesen Tag, musste auch in die Vorlesung zu einem Kumpel von Mir Abdul Latif Yahya aus Pakistan. Er möchte auch einmal mit dem Fahrrad auf grosse Reise. Zuerst steht aber noch ein paar Jahre Studium an. Nach diesen Erfahrungen ging es dann zum Fussball und ich habe mich eine Stunde ausgetobt, um doch noch zu meiner täglichen Portion Sport zu kommen. Jetzt sitzen wir wieder in der WG der Jungs, es gibt sicher noch was zu essen später und dann schauen wir mal. Ich hatte bis jetzt ne super Zeit hier in Yozgat, habe so viele nette Leute getroffen und wünsche denen allen, dass sie ihre Träume verwirklichen können, wie ich es jetzt gerade machen kann!
4.4.17 Bogazliyan, 82km und 817hm
Heute ging es definitiv wieder weiter. Weg von den Touristenströmen und rein in die Türkei. Das Wetter spielte auch mit und es war ein schöner, sonniger Tag. Nach einem Kaffee in Avanos ging es weiter, mal rauf und mal runter. Immer schöne Landschaften und im Hintergrund wieder ein riesiger Vulkan mit fast 4000 Metern. Nach ein paar Stunden hat mal einer am Strassenrand gerufen, ich solle zu ihm kommen. Dann gab es zuerst mal Kaffee und er hat mir seinen Traktor gezeigt. Na ja, bei uns würde er nicht mehr fahren, aber hier tut er seine Dienste. Dann ging es weiter in die Stadt Bogazliyan, wo ich zuerst mal einen Velomech suchte. Dieser hat mir schnell geholfen, meine Kette auszuwechseln und dann ging es auch schon wieder weiter auf der Suche nach einem Schlafplatz. Schon fast aus der Stadt raus, habe ich einen schönen Park mit Kaffee gefunden und die Jungs dort angesprochen. Seit rund 3 Stunden sitze ich jetzt mit denen hier rum, tanze, singe und rede über dieses und jenes. Super lustig. Essen und Cay gab es auch schon und somit ist fast alles in Ordnung. Nur konnte mir noch keiner so richtig sagen, ob ich hier übernachten kann. Der Patron wird jeden Moment erwartet, seit 3 Stunden...na ja ich denke schon das es klappen wird.
3.4.17 Avanos, 23km und 180hm
Heute früh um 05:45 Uhr klingelte der Wecker. Und es hat sich auf alle Fälle gelohnt, so früh aufzustehen. Die zahlreichen Heissluftballone, welche alle bei Sonnenaufgang in den Himmel gestiegen sind vor dieser grandiosen Kulisse, einfach schön. Ich habe mir einen super Standort ausgesucht und bin ein wenig auf einen Hügel geklettert. Von dort hatte ich ne super Aussicht und bin dort ca. 1 Stunde geblieben. Danach gab es zuerst einmal Frühstück und dann wieder ab in den Schlafsack für rund 1.5 Stunden. Dann habe ich gemütlich ausgespannt, Fotos und Videos bearbeitet und zum Teil auf den sozialen Netzwerken und meiner Homepage hochgeladen. Gegen 11:00 Uhr bin ich dann los um die Gegend Kappadokien so langsam zu verlassen. Mein Plan war es, auch heute nochmals nen sehr gemütlichen Tag einzulegen und nicht weit zu radeln. Unterwegs habe ich noch 2 Jungs und 1 Mädel aus Barcelona getroffen, welche auch mit Fahrrädern in Richtung Osten unterwegs sind. Ich denke, man wird sich eventuell nochmals irgendwo auf der Strecke treffen. Ab dem Iran sind die Möglichkeiten nicht mehr so gross im Moment. Hier in Avanos wollte ich zuerst auf einen Camping, allerdings hat die Stadt einen wunderschönen Park, oder besser gesagt Parkanlage, direkt an einem Fluss gelegen, rund herum umgeben von der typisch Kappadokischen Landschaft. Hier habe ich noch ein wenig in den Kaffee`s rumgehangen, ein feines Picknick gemacht und spontan noch zwei Couchsurfer angeschrieben. Mal schauen, ob sich einer von denen noch meldet und ansonsten campe ich hier im Park. Morgen geht’s definitiv zurück auf die Strasse und in Richtung Nord/Nordost – an die Schwarzmeerküste. Allerdings wird es noch ein paar Tage dauern, bis ich dann dort ankomme. Kappadokien war wirklich sehr schön, aber natürlich auch sehr touristisch. So nach 3-4 Tagen bin ich jetzt auch froh, wieder langsam in die „richtige“ Türkei zu gehen, normale Preise zu bezahlen und weg von den Touristen zu sein.
2.4.17 Göreme, 37km und 350hm
Heute mal nur ein ganz kurzer Eintrag. Kappadokien, bzw. Göreme wo ich gerade bin ist superschön. Ich hoffe auf den Fotos kommt ein bisschen was rüber. Gleich geht’s ins Bett, denn um 05:45 Uhr klingelt der Wecker um die Heissluftballone in den Himmel steigen zu sehen. Leider mit rund 100 Euro ein wenig über meinem Budget. Aber ich versuche zumindest gute Fotos zu machen.
1.4.17 Derinkuyu, 57km und 520hm
Heute früh war wieder einmal alles nass, also nicht im Zelt, aber rundherum. So durfte ich mein Zelt wieder einmal nass zusammenrollen und verstauen. Danach hat es aufgehört zu regnen, aber richtig schön wurde es trotzdem nicht. Die Türken sagen übrigens dem März das gleiche nach, wie wir dem April, jaja, der macht was er will. Aber heute ist ja hier der März zu Ende gegangen und somit geht’s aufwärts mit den Temperaturen. Ansonsten bin ich heute eher ne kurze Etappe gefahren und in Derinkuyu habe ich die unterirdische Stadt besucht. Wieder mal so ein krasses Ding von den Christen gebaut und schon uralt. Es geht 8 (ACHT) Stockwerke tief in den Berg hinein. Bis zu 55 Meter ist man dann unter der Erde und sicher nichts für Leute mit Platzangst. Sehr enge Gänge, in denen sogar ich mich bücken musste und dann wieder riesige Räume, wo die Leute früher gewohnt haben. Als ich wieder ans Tageslicht gekommen bin, hat es geschüttet wie aus Kübeln und Camping gab es auch nirgends. Ich hatte auch keine Lust mehr weiterzufahren und so habe ich hier ein kleines Hotel gefunden. Den Nachmittag habe ich nun genutzt, um einmal das Öl im Fahrrad zu wechseln und ansonsten alles ein wenig zu sortieren und für die nächsten Tage bereit zu machen.
An dieser Stelle mal ein grosses Merci für eure Nachrichten, Facebook oder Instagramm likes und Einträge und ebenfalls für eure Kommentare in meinem Homepage Gästebuch. Das freut mich immer, wenn ich da was neues lesen kann.
31.3.17 Ruhe, bzw. Wandertag
30.3.17 Selime, 75km und 410hm
Ja, es war ein gemütlicher Abend gestern. Bisschen mit dem Besitzer gequatscht und über die momentane Situation in der Türkei. Alle merken die Angst der Touristen und haben seit rund 2 Jahren zu kämpfen, auch hier auf dem Camping. Dabei ist die Türkei, so wie ich sie bis jetzt erlebt habe, echt eine Reise wert. Natürlich ist in Istanbul viel Polizei, aber dies ist doch in Paris, London oder Berlin auch der Fall. Die Leute hier sind so nett und versuchen alles, was in ihrer Macht steht, um alles so gut wie möglich zu machen.
Für mich ging es heute früh weiter in Richtung Kappadokien. Nach rund 25km auf der Hauptstrasse winkt einer vor mir und ruft: „Stop, are you Mathias?“. Ja genau der bin ich, war so ungefähr meine Antwort und er gibt mir sein Handy. Dran ist einer von warmshowers, mit welchem ich am Vorabend noch Kontakt hatte. Seine Freunde hätten ihn gerade angerufen und gefragt, ob er heute jemanden erwartet. Er hätte doch immer Radfahrer bei sich zuhause und sie hätten gerade mich auf der Strasse gesehen und gedacht, dass er mich sicher kennt. Cool! Wir haben uns dann für später verabredet und seine Freunde haben mir noch Schokolade und Wasser geschenkt. Einfach toll, diese Türken. 1 Stunde später habe ich Meli, so sein Name, dann auch getroffen, wir haben ein bisschen gequatscht und er gab mir noch ein paar Tipps für die Weiterfahrt. – Übrigens, gerade macht einer hier im Restaurant beim Camping neben mir Feuer mit einem riesigen Stück Plastik. Hauptsache es stinkt (oder macht warm)... – Also dann ging es weiter und wieder einmal ab in die Berge mit einem super Ausblick auf den Berg HASSAN, einem erloschen Vulkan von fast 3200 Metern Höhe. Dann bin ich in Selime eingetroffen. Unglaublich schön hier, ihr müsst euch die Fotos anschauen oder selber mal googeln oder vorbeikommen. Riesige Höhlen und Gebilde, in denen die Leute früher gewohnt haben. Ich war sicher 1,5 Stunden unterwegs und habe Fotos gemacht. Ich finde es auch so krass, dass die Leute rundherum leben wie bei uns vor 100 Jahren. In diesen Hütten, rundherum die Hühner und Kühe. Und dies mitten in diesem unglaublichen Naturschauspiel und auch Touristenattraktion. Das ist wie Zermatt mit dem Matterhorn und alle rundherum wären „nur“ Bauern und würden immer noch im Stall neben den Kühen wohnen. Hier bin ich nun und morgen geht`s zu Fuss durch den Gran Canyon der Türkei. Ungefähr 15km Wanderung durch diese Ilharar Schlucht. Ich freu mich schon und bin gespannt, was ich alles sehen werde. Jetzt geht’s dann gleich nach ein paar Bier zum Abschluss dieses Tages ins Bett, bzw. den Schlafsack. Es hat auch angefangen zu regnen und ich hoffe mal, das wird bis morgen wieder vorbei sein. Mit den Wettervorhersagen haben es die Türken auch nicht so...aber das ist bei uns ja auch oft so.
Die Nacht verlief relativ ruhig und frühs um 08:00 Uhr stand ich vor dem Eingang der Ihlara Schlucht und den Höhlen von Selime. 20 Lire waren der Eintritt, das sind ca. 5 Euro, welche sich auf jeden fall gelohnt haben. Die Höhlen, Kirchen und anderen Räume in Selime fand ich unglaublich eindrücklich. Alles von Menschenhand geschaffen. Riesige Räume und Kirchen sind dort vorhanden und dass meiste davon kann man auch anschauen. Die Sicherheitsrichtlinien sind nicht so streng wie bei uns und ab und zu mal ein Gitter oder ne Absperrung reichen da schon. Nach ca. 1,5 Stunden Selime ging es auf in die Schlucht. 15 km Wanderung, immer ganz leicht bergauf. Der Anfang wunderschön über grüne Wiesen, immer dem Fluss entlang. Dann ging es immer tiefer in die Schlucht hinein. Es wird nicht umsonst der Gran Canyon der Türkei genannt. Hier gibt es auch immer wieder Kirchen und sonstige „Höhlen“ zu betrachten. Die Kirchen (nicht Moschen) sind wirklich unglaublich und zum Teil noch original bemalt mit super schönen Kirchenfresken. Ungefähr nach 6-7km kam ein kleines Restaurant und ich habe gefragt, ob es einen Cay (Tee) gibt. Komm nur rein. Ob ich Zeit hätte war ihre Frage, sie setzten den Tee gerade erst auf. Ja klar hatte ich Zeit. Der Tee kam und die zwei Männer und eine Frau machten einen anderen Tisch bereit, um dort zu frühstücken. Dann kamen Rührei, Tomaten, Olivien, Käse, Brot usw. und die Einladung, ich soll mich zu ihnen setzten und mitessen. Nachdem ich zuerst dankend abgelehnt hatte, liessen sie aber nicht locker und ich ass mit. Dann wollte ich meinen Cay bezahlen, aber der nette Mann wollte nichts. Geht auf`s Haus! Na dann, tessekür (danke).
Nach ca. 10km kommt man an einen anderen Einstiegsort und hier kamen dann auch ein paar Touristen dazu. Bis dahin war ich alleine unterwegs. Dann ging es nochmals die letzten 4km ab durch die Schlucht und dann war ich in Ihlara. Hier habe ich es genau so getimt, dass ein Bus wieder nach Selime zurückgefahren ist. Es hat auch angefangen zu regnen und ich hatte nicht wirklich Lust, in dem kleinen Dorf zu bleiben. So war ich gegen 13:30 Uhr zurück und den Nachmittag habe ich gemütlich im und vor dem Zelt verbracht. Viel gelesen und ein bisschen geschlafen. Morgen geht es weiter zum nächsten Highlight, den unterirdischen Städten. Ich freu mich schon und hoffe, dass Wetter wird wieder ein bisschen besser, dann macht es eindeutig mehr Spass auf dem Fahrrad.
29.3.17 Sultanhani, 100km und 230hm
Mhhh, war das heute ein leckeres Frühstück, muss einfach nochmals erwähnt werden. Mit vollem Bauch ging es los und ich freute mich auf den grossen Salzsee, an welchem ich heute hätte entlang fahren sollen. Ja genau, hätte, denn wirklich viel vom See ist im Moment nicht übrig. Ab und zu mal so ne kleine Pfütze, aber das wars dann auch. So ging es wieder durch das türkische „outback“, vorbei an Schafen, Kühen etc. Ich habe nun auch eine Rangliste, wie ich die Schafe am liebsten mag. 1. Mit Hirte weit weg oder auch Nahe, 2. Mit Hirte und Hunden weit weg, 3. Mit Hirte und Hunden nah, 4. Mit Hirte, der die Hunde nicht im Griff hat oder total gelangweilt irgendwo rumliegt und Hunde, die ihre Schafe extrem gut bewachen wollen! Und ich glaube unsere Walliser Hütehunde kommen aus der Türkei, den hier gibt es diese immer in Mehrzahl, wenn irgendwo Schafe sind.
Na ja, in Eksil, einem grösseren Dorf gab es was zu essen und schon ging es wieder weiter. Heute habe ich auch das erste Mal von Kindern das Wort „money, money“ zur Begrüssung gehört. Dann habe ich nach genau 100km meinen Camping in Sultanhani gefunden und wurde dort von Tahir nett begrüsst. Wenn ich so nachdenke, ist es das erste Mal seit meinem Start, dass ich in einem normalen Camping bin, wie wir uns das vorstellen. So mit auf dem Rasen liegen und ein Buch lesen, die Wäsche aufhängen und einfach so ganz normal. Sehr schön! Gleich gibt es sicher noch was gutes zu essen und dann wird es bestimmt ein gemütlicher Abend, auch wenn ich der einzigen Gast bin.
28.3.17 Cihanbeyli, 73km und 330hm
Nach der unruhigen Nacht gestern bin ich frühs aufgewacht und es war ziemlich kalt, so um die 3-4 Grad. Zum Glück war mein Zelt durch den Wind aber trocken und somit konnte ich direkt einpacken und bin losgefahren. Weiter ging es durch die einsamen Landschaften der Türkei, nur unterbrochen von ein paar Bauern mit Traktoren oder Schafen, ein paar Kühen welche sich am Wegesrand etwas zum futtern suchten oder Hühnern und solchem Getiere. Nach ca. 15 km gab es den ersten Stopp in einem kleinen Dorf, wo ich eine warme Suppe genoss und das Gespräch mit einem englisch sprechenden Türken, welcher 5 Jahre in den Touristenhochburgen Antalya und Side gearbeitet hat. Gegen 13:00 Uhr bin ich dann in Cihanbeyli angekommen, immerhin eine Stadt mit rund 50`000 Einwohnern. Reges treiben im Zentrum und dann ist es meist ganz gut, wenn man sein Tempo ein wenig zügelt, bisschen umherschaut und schon sprechen einem die ersten Leute an. So war es auch diesmal und die Gruppe junger Männer hat mit geholfen ein Hotel zu finden und Tee und etwas zu essen gab es auch noch. Einer der Jungs hatte einen Barbershop und nach 5 Tagen im Zelt, ohne rasieren und richtige Dusche kam das wie gelegen. Nachdem ich zuerst im Hotelzimmer ein wenig entspannte, ging ich zu ihm und erhielt eine gute Rasur, neue Frisur und obendrauf noch eine Gesichtsmaske ;), natürlich immer in Verbindung mit Cay (Tee), Facebook und Instagramm Freundschaftsanfrage aller anwesender im Salon usw. Ich war sicher 1.5 Stunden dort und hatte ne lustige Zeit inklusiver komischer Google Translater Übersetzungen. Nun sitze ich nach einer Nacht im richtigen Bett noch im Zimmer, hatte gerade lecker Frühstück und mache mich bereit, um in Richtung Kappadokien aufzubrechen, wo ich dann morgen ankommen sollte.
27.3.17 Ein paar km vor Besisikli bei den Bahngeleisen, 146km und 1000hm
Es werden sicher noch viele Tage kommen, an denen ich den Wind verfluchen werde! Heute war einer dieser Tage, an die ich mich dann zurückerinnern sollte. Denn heute hat mich der Wind rund 120 dieser 146 Kilometer fast geschoben. Ich bin schon gut gestartet nach der Nacht beim Picknickplatz. Alles lief ziemlich gemütlich, ich habe super gekocht und viel gegessen und war redy für diesen Tag. Die ersten 35 km ging es noch der Hauptstrasse entlang ohne viel Verkehr. Dann wechselte ich auf ganz kleine Strassen und war sozusagen im „outback“ der Türkei. Felder und Äcker soweit das Auger reicht, stundenlang. Dazwischen ab und zu mal ein Dorf, oder besser gesagt Dörfchen, wo meist überhaupt niemand war. Auf der Strasse ein paar Traktoren und LKW`s und sonst sehr ruhig. Nach ca. 100km bin ich in Celtik angekommen und habe dort etwas gegessen. Der Wirt konnte ein wenig deutsch und ich war natürlich die Attraktion des Tages. Alle schauen immer als ob ich ein Ausserirdischer wäre, wenn ich irgendwo zur Tür rein komme. Und alle schauen immer auf meine kurzen Hosen, dass ist eigentlich nur etwas, das Kinder tragen. Das Essen, lecker Hühnchen, Salat, Reis, Pepsi und Tee gab es für 4 Euro, da lohnt es sich echt nicht zu kochen. Dann ging es weiter auf den Feldstrassen und zum ersten Mal habe ich auch etwas von der „Nähe“ zu Syrien mitbekommen, zweimal bin ich neben kleineren Flüchtlingscamps vorbeigefahren und die Kinder sind zum Teil mit ihren Fahrrädern für ein paar Meter mitgefahren. Nur die letzten 20 Km waren dann nicht mehr so ganz einfach. Man findet halt auch nicht wirklich einen Platz zum zelten, alles ist offen, nirgends Bäume oder etwas, um sich ein wenig zu verstecken und vor dem Wind zu schützen. Nach 140 km hat es so ein bisschen angefangen zu regnen und ich bin bei einem Bahnübergang der Hochgeschwindigkeitsbahn vorbeigefahren. Da ist immer alles so umzäunt und abgeschirmt. Da habe ich nicht lange überlegt und nun steht mein Zelt direkt neben den Geleisen (keine Angst, schon ein bisschen weg). Beim Aufbau des Zeltes hat es dann angefangen heftiger zu regnen und ich musste mich richtig beeilen, damit ich mein Zeugs und mich noch ins trockene bringen konnte. Das Timing war aber perfekt und nun sitze ich im Zelt und hoffe, dass Wetter wird noch ein bisschen besser, damit ich noch was kochen kann. Ansonsten bleibt es heute bei Brot und Schokolade.
Nachtrag: Es blieb bei Brot und Schoggi. Und die Nacht war irgendwie nicht so erholsam. Zuerst konnte ich lange nicht einschlafen und dann um 00:30 Uhr macht es „töröööööööö!!!!“ und ein Scheinwerfer auch mich gerichtet. Ich dachte noch, das kommt doch von den Gleisen und mach mein Zelt auf. Da steht so ne Riesen Rangierlock mit zwei Typen und labbern mich auch türkisch/englisch voll. Irgendwas von Police und go usw. Sie lachten aber die ganze Zeit und mir war relativ schnell klar, dass sie sich nur einen Spass erlaubten. Nach ca. 5 Min sagten sie dann: „go sleep“ und fuhren weg. Das habe ich dann auch gemacht. 2 Stunden später höre ich auf der anderen Seite ein Auto hupen. Was ist denn jetzt schon wieder los!?! Wieder raus aus dem Zelt und da waren wieder ein paar Bahnarbeiter, welche wahrscheinlich den Zaun kontrollierten. Türkisch, türkisch, türkisch und ich halt englisch und zwei Minuten später bye bye und weg waren sie. Dann habe ich geschlafen, bis um 06:00 Uhr der Muezzin aus dem anderen Dorf mit seinem Gebet begann....
26.3.17 Cifteler, 60km und 246hm
Kurzetappe war heute angesagt. Und diese hat sogar noch eine Stunde früher angefangen, als zuerst gedacht. Mein Handy hat ja die Uhrzeit der Türkei nicht richtig angezeigt. Ich hatte immer gleiche Zeit wie Athen, obwohl die Türken, wie ich erfahren habe, letzten Herbst das erste Mal die Uhr nicht mehr umgestellt haben. Nun hat aber mein Handy heute Nacht die Umstellung gemacht, wie es ja zuhause auch der Fall wäre. Somit bin ich heute eine Stunde zu früh geweckt worden und ich habe mich noch kurz gewundert, warum jetzt die Sonne noch so tief steht. Erst als ich dann den Zähler ans Fahrrad gemacht habe, ist mir das Licht aufgegangen ;). Na ja, gibt schlimmeres und so bin ich die 60km gefahren und da habe ich wieder so einen schönen Picknick/Campingplatz entdeckt. Hier ist es auch gar kein Problem zu zelten. Somit habe ich bereits gegen Mittag mein Fahrrad abgestellt, zuerst mal lecker Fisch gegessen und dann ging es ans putzen. Fahrrad, Taschen und auch mich selber. Zum ersten Mal bin ich ins kühle Nass gesprungen, da es hier einen sehr schönen natürlichen Pool hat. So werde ich den Nachmittag noch ein wenig ausspannen und den wiederum schönen Tag geniessen.
25.3.17 Kanlipinar, 105km und 1115hm
Neben den ganzen Fahrrädern bei Hakan im „Büro“ habe ich herrlich bis um 08:00 Uhr geschlafen. Dann schnell alles parat gemacht und ab zum Frühstück. Die haben mir da natürlich richtig aufgetischt und so bin ich mit ziemlich vollem Magen auf die Piste. Hier gab es gleich mehrere Premieren. 1. Mal mit Sandalen fahren und mit den kurzen Radlerhosen und T-Shirt. So schön war es heute und in der Sonne locker um die 20 Grad. Gestern habe ich es noch geschafft, endlich mal Sonnencreme zu kaufen, was gar nicht so einfach ist in der Türkei. Gerade zum richtigen Zeitpunkt. Dann ging es heute mal wieder ohne grosse Ereignisse weiter. Ich habe mich nach ein paar Tagen in den Bergen für die Schnellstrasse entschieden um vorwärts zu kommen, da ich erst gegen 10:00 Uhr gestartet bin. Dies hat auch ganz gut geklappt, wie meine Tagesleistung zeigt. Bei einer grösseren Tankstelle habe ich gesehen, dass ein paar Jungs Auto waschen. Also habe ich sie gefragt, ob sie mein Fahrrad auch mal waschen würden. War für die Jungs Ehrensache und Geld wollten sie auch keines. Es gab dann zumindest noch etwas Süsses als Bezahlung. Leider überholte mich ca. 15 Km später ein LKW genau neben einer Wasserpfütze! AHHHHH! Hier in Kanlipinar gibt es einen riesengrossen Park mit Platz für sicher um die 1000 Leute zum Picknicken und da war richtig was los. Leider habe ich dies ein wenig zu spät gesehen und musste noch ca. 5 Km Umweg fahren, bis ich wieder wenden konnte auf der grossen Strasse. Dann ab in den Park zu den Sicherheitsleuten und gefragt wegen Zelten und siehe an, auch wieder eine Premiere, es ging nicht. Der Park schliesst um Mitternacht und dann darf niemand mehr drinnen sein. Auch nach bisschen klagen und telefonieren mit dem Chef hiess es „NEIN!“. Aber ich solle doch vor dem Park zelten, da sei es kein Problem. Das habe ich dann auch gemacht, allerdings nicht direkt vor dem Park, wo mich alle sehen, bis Mitternacht rambazamba herrscht und auch noch viele Hunde um die Resten rum sind. So bin ich ca. 5 Minuten weiter den Berg hoch gefahren und hier ist ne Art Baumschule. Hier habe ich mir ein nettes Plätzchen gesucht, habe noch im Park gegessen (Picknick) und nun sitze ich hier vor dem Zelt, plane die nächsten Tage, lese und schreibe noch ein bisschen und dann geht’s ab in den Schlafsack.
24.3.17 Bilecik, 60km und 950hm
Die Nacht in der Mosche habe ich ohne Zwischenfälle hinbekommen. Mal abgesehen davon, dass um 05:50 Uhr der Muezin aus den Lautsprecherboxen ziemlich laut war! Gegen 08:00 Uhr war ich dann auch schon wieder auf dem Fahrrad und es ging durch eine superschöne Landschaft ganz schön bergig durch das türkische Hinterland. Kleiner Frühstückszwischenstopp lag auch noch drin und dann hatte ich die Wahl zwischen 2 spuriger Schnellstrasse oder ab in die Berge. Ich habe mich für die Berge entschieden und es war definitiv die richtige Entscheidung. In Bilecik, einer doch etwas grösseren Stadt gab es Mittagessen und auch Internet. So habe ich geschaut, ob es in der Nähe ein paar Leute bei warmshowers gibt. Es gab da Hakan, welcher direkt hier in Bilecik wohnt und ich habe ihn angeschrieben und ne Whats App geschickt. Als so ne Stunde nichts zurückkam, machte ich mich an die tolle Abfahrt runter ins Tal. Da kam dann auch die Nachricht von Hakan, dass er mich gerne hosten würde und selber 3 Jahre in Winterthur gelebt hat (als Baby). Ich habe ihm erklärt, dass ich aber nicht wirklich Lust habe, wieder den ganzen Berg hochzufahren und so holte er mich kurzentschlossen mit seinem Auto ab. Also Velo und Gepäck in den kleinen Wagen. Alles hat grad so irgendwie reingepasst und zurück nach Bilecik. Dann gab es zuerst einen halt bei der Gemeindeverwaltung, wo Hakan arbeitet (Tourismus) für einen Fototermin und Interview. Ich bekam sogar noch Geschenke von der Stadt und alles Essen und Getränke für heute Abend und morgen Frühstück bezahlt die Stadt! Hakan hat noch privat einen Fussballplatz, welcher wirklich top in Schuss ist. Dieser sei mit Schweizer Geld bezahlt, da sein Vater ja so viele Jahre in Winti gearbeitet hat. Hier kann ich heute auch übernachten und hatte die letzten Stunden super Unterhaltung mit Hakan und allen Jungs und Männern, welche hier zum Fussballspielen kommen.
23.3.17 Mosche bei Karadin, 77km und 1300hm (Ömer Bilet)
Nachdem ich bis jetzt in der Türkei vor allem über grosse Strassen mit viel Verkehr gefahren bin, hat sich dies heute geändert. Nach einem Frühstück mit Resten im Hotelzimmer ging es gegen 09:00 Uhr wieder auf die Strasse. Direkt bin ich auf eine Nebenstrasse abgebogen, welche mich über die Berge zum Izmik See bringen sollte. Dies hat sie auch getan, allerdings gab es einige Höhenmeter zu strampeln. Von Meereshöhe ging es auf wenigen Kilometern hoch auch knapp 1000 Meter. Rampen, wie man sie in der Schweiz nur selten findet von um die 15% inklusive. Es war aber auch super schön. Praktisch kein Verkehr und immer wieder ging es durch kleine Dörfer, in denen die Uhren noch anders ticken als zum Beispiel in Istanbul. Sehr nette Leute, die aber immer grüssen (die Männer) und auch die Hunde sind im Gegensatz zu den griechischen recht ruhig, mit einigen wenigen ausnahmen. Nach ca. 2.5 Stunden habe ich den See erreicht und kurz zuvor in einem kleinen Dorf auf dem Dorfplatz wollte ich etwas einkaufen, da kam auch schon die nächste Einladung zum Tee. Natürlich gerne angenommen und mit den zwei jüngeren Männern ein wenig „geredet“ über die Schweiz, Fussball und halt woher und wohin. Auf einmal kam der Wirt mit einem Riesenplastikbehälter (so Marmeladenglas mässig) voller schwarzer, feiner Oliven. Ich war nämlich mitten im Olivenanbaugebiet, was ich die nächsten rund 25km dann auch bemerkt habe (nur Olivenbäume). Ich dachte mir, ja probiere halt ne Olive und dann ist gut, aber nein. Er hat mir alle geschenkt und so fahre ich nun mit dem Riesending gefüllt mit Oliven weiter. Nach ca. 65 km fand ich, dass es so langsam an der Zeit ist, einen Platz zum schlafen zu suchen. Kurz vor dem kleinen Dorf Karadin sah ich eine kleine Mosche und einen Mann davor. Also schnell dahin gefahren und den Mann, welcher noch ein Teenager war, gefragt ob er wisse, ob ich irgendwo schlafen kann. Da kam auch schon ein älterer, vielleicht 18 jähriger aus der Mosche und hat gemeint ich könne ja hier schlafen, wenn ich will. Ich habe dann nochmals nachgefragt, also mehr mit Händen und Füssen, ob das den gehen würde und es keine Probleme gibt und ob da nicht noch gebetet wird heute. Die zwei haben mir aber versichert, für Touristen auf Reise kein Problem und hier komme heute niemand mehr. Im Dorf, welches vielleicht 1 Km weit weg ist, steht auch noch ne grosse Mosche. Also nehme ich mal an, dies ist so was wie ne Kapelle bei uns?!? So bin ich also nun auf dem dicken, flauschigen Teppich der Mosche, habe meinen Schlafsack und meine Sachen ausgebreitet und hoffe, dass dies so in Ordnung geht.
22.3.17 Tavsanli, 110km und 1300hm
Brücken und Polizei
Das war heute mein Tagesmotto. Ich wollte ja versuchen, ob ich es schaffen kann, von Europa nach Asien mit dem Fahrrad zu fahren. Schonmal soviel vorweg; es hat geklappt! Es war aber auch ganz schön anstrengend. Nach einer kleinen Fotosession mit Fahrrad in Istanbul ging es zuerst ganz gut durch die Stadt. Nur mit dem finden des „Einganges“ der Brücke hatte ich ein wenig Mühe. Die Brücke selber ist 1,5 Kilometer lang, es ist aber so, das sie nochmals rund 500 Meter auf beiden Seiten in die Stadt reingeht und somit kann man nicht einfach zum Anfang der Brücke am Meer fahren, sondern muss den richtigen Eingang finden. Wir reden hier von einer Brücke, welche jeden Tag von 180`000 Fahrzeugen befahren wird. Am Anfang waren auch Fussgänger erlaubt, wegen zu vielen freiwilligen Todessprüngen hat man dies dann verboten. Als ich die richtige Auffahrt dann erwischt habe, ging es erstaunlich einfach auf die Brücke zu kommen. Beim wirklichen Beginn übers Meer gibt es eine Art Fussgänger/Instandhaltungsbereich, welcher locker 2,5 Meter breit ist. Diesen bin ich dann auch gefahren, bis mich diese lieben Instandhaltungsleute nur ganz komisch angeschaut haben als wäre ich ein Alien und mich angehalten haben. Natürlich nur Türkisch konnten die und haben mir erklärt, das sei verboten usw. und sie würden jetzt die Polizei rufen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits über 3/4 der Brücke rüber. Nach kurzen Telefonat hat der liebe Herr nur gesagt; „Go, go!“ und dass habe ich dann auch gemacht. Somit bin ich über die Brücke nach Asien geradelt und darüber freue ich mich gerade sehr! Es ging dann weiter ein ganzes Stück über nen super Radweg, dann wieder auf der 5 spurigen Autostrasse immer weiter raus aus Istanbul und dessen Vororte. Zwischendrin wurde ich mal auf einen Tee eingeladen und es gab auch noch was zu essen. Dann zeigte mein Navi, dass es da ne zweite Brücke gibt, um direkter ins Landesinnere zu kommen. Ich voller Vorfreude auf diese Brücke zu, welche erst seit 7 Monaten offen ist. Bald einmal habe ich bemerkt, dass auch diese Brücke Autobahn ist und es wieder schwierig wird. Auch war rund um die Brücke alles noch im Bau und sehr schwer zu finden. So habe ich zuerst zwei Typen an einer Barriere so 200 Meter weg von der Brücke angesprochen. Mit Handy Translater konnten die mir weiter helfen und haben mich zu einem nächsten Security geschickt. Zuerst wollten sie mich noch überzeugen, eine Fähre zu nehmen. Ich blieb aber hartnäckig und habe ihnen erzählt, dass ich ansonsten nen Riesenumweg machen müsste. Beim zweiten Security hat dieser die ersten Jungs nochmals angerufen und schon nach kurzer Zeit hat er gemeint, ich könne gehen. Prima, dann los. Also rauf auf die Auffahrt der 6 spurigen Brücke und Gas geben. Alles ging gut, bis ich fast schon wieder runter war. Dann höre ich ein Pfeifen und blicke zurück. Ein Security fuchtelt wild umher und ich halte an. Kurz habe ich noch gedacht, ach fahr einfach weiter, aber zum Glück habe ich dies nicht gemacht, den weiter vorne waren Barrieren, Polizei und alles mögliche (also nicht wegen mir). Dann ging es los. Ungefähr 3 Polizeiautos kamen vorbei. Leute in Zivil und Uniform. Die Security wollten Fotos machen und alles nur, weil es ja so was von absolut verboten ist, über dies neue Hochsicherheitsbrücke zu fahren. Dann unter Polizeieskorte zu denen ins Büro. Meine ID hatten die bereits, obwohl sie mit der nicht viel anfangen konnten. Die ganze Zeit fragten sie nach dem Passport und ich versuchte immer zu erklären, dass ich so einen nicht brauche für die Türkei. Es hiess also warten, warten ungefähr 1,5 Stunden lang. Ich habe mich gut mit den anderen Schwerbewaffneten Polizisten unterhalten, es gab Süssigkeiten von deren und von meiner Seite und alles lief bestens. So langsam wurde es aber dunkel...da kam der Polizist mit der ID zurück und hat nur gemeint, ich solle die nächste Abfahrt nehmen und jetzt gehen. Ok, Dankeschön und tschüss! Weg war ich und habe die nächste Ausfahrt im halbdunkeln dann auch genommen. Im nächsten kleinen Ort habe ich mir ein kleines Hotel genommen und verbringe jetzt noch einen ruhigen Abend nach dem ganzen Heute!
19. - 21.3.17 Istanbul
Es gäbe soooo viel zu schreiben über diese Stadt. Ich glaube, man muss sie einmal erlebt, bzw. gesehen haben. Schon eindrücklich, was und wer hier alles zusammenkommt. Die Gebäude, Moscheen, Brücken, die Gassen und Gässchen, Bazare...wer hier nicht findet was er sucht, hat einfach den richtigen Ort noch nicht gefunden. Den es gibt definitiv alles. Ich habe von zwei Tagen laufen, fotografieren und staunen fast mehr Muskelkater als vom hierher fahren ;). Ich bin auch ehrlich gesagt froh, geht es morgen weiter. Mein Hostel liegt übrigens super gut gelgen, ich erreiche alle Sehenswürdigkeiten zu Fuss und werde es mir nicht entgehen lassen, morgen noch bei der Hagia Sophia ein Foto mit Fahrrad zu machen. Jetzt wo ich weiss wohin, bin ich in 3 Minuten dort. Dann werden wir sehen, ob ich es schaffe, in den asiatischen Teil von Istanbul mit dem Fahrrad zu fahren. Es gibt da ja sehr viele Berichte und Geschichten im Internet und die meisten davon sind leider negativ für Fahrräder. Nicht wegen Unfall oder so, einfach weil die Polizei da steht und man nicht rüber kommt. Dann müsste ich ne Fähre nehmen, was ich ja eigentlich vermeiden will...mal schauen. Jetzt war ich noch ca. 3 Stunden damit beschäftigt, aktuelle Karten auf mein Garmin zu laden, ich finde es sehr angenehm, wenn ich auch auf dem GPS meine Strecke planen und verfolgen kann. Hat geklappt und ich bin redy für die nächsten Kilometer und Länder...
19.3.17 Istanbul, 132km und 1120hm
Wow, was für eine Fahrt heute. Eigentlich war es schon so nach gut 30km langsam die Vororte von Istanbul. Am Anfang noch super mit jeweils 2 Spuren und einem super breiten Notstreifen. Dann ca. nach 60km wurde es immer schwieriger einen guten Weg zwischen all den Autos, Bussen und Motorrädern zu finden. Aber im grossen und ganzen habe ich es mir eher noch schlimmer vorgestellt. Heikel wurde es eigentlich immer nur, wenn eine Auf- bzw. Abfahrt kam. Dann ist man als Fahrradfahrer immer eingeklemmt zwischen den Fahrzeugen und ich versuche dann immer so schnell wie möglich wieder ganz rechts zu kommen. Wenn dies dann auch noch in so einer 5-6% Steigung geschieht und man 2-3 Spuren queren sollte in Autobahntempo...na dann wird’s so richtig lustig. Ich habe mich an einen Rat aus dem Internet gehalten und versucht immer die südlichste, am Meer gelegene Strasse zu benutzen. Dies war sicher ein guter Tipp und hat sich bewährt. So bin ich langsam aber sicher dem Zentrum näher gekommen, habe noch meinen 3000sten Kilometer geschafft, wurde von einem Gewitter überrascht, wurde wieder trocken und habe mir ab und zu was süsses zu essen oder trinken geholt, um meine Konzentration auf 100% zu halten. Die braucht man nämlich definitiv! Wenn dann auf einmal einer rechts von dir noch abbremst, die Scheibe runter lässt und schreit: „where are you from?“ wird’s so richtig suspekt. Egal ob alle huben und ihm fast hinten reinfahren, er hat sich über „Switzerland“ gefreut und nur gemeint: „crazy guy!“. Ja so geht’s halt in Istanbul. Durch den grossen Bazar bin ich auch schon durchgefahren, zum Glück haben die meisten Geschäfte schon dicht gemacht. Dann direkt vors Hostel gefahren, eingecheckt und nun gemütlich am chillen. Jetzt heisst es mal drei Tage Istanbul. Ich freu mich auch die Stadt und die Sehenswürdigkeiten. Gruss in die Heimat.
18.3.17 Yenice, 99km und 1230hm 17.3.17
Die erste Nacht in der Türkei war sehr kalt. Also das heisst, im Zelt ging es ganz gut, ich bin froh um meinen guten Schlafsack und hatte nicht kalt. Aufstehen war dann aber nicht so lustig. Um 6 Uhr hat mich der Gebetsschreier schon mal aufgeweckt und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, was ich da jetzt höre. Dann um 7 Uhr war ich definitiv wach und das Thermometer zeigte im Zelt rund 4,8 Grad und draussen so 1 – 1,5 Grad. Der Tau auf dem Zelt war auch gefroren und somit habe ich es gemacht, wie die zahlreichen Türkinnen und Türken um diese Zeit ?!?, ich habe mich im Park hin- und her- bewegt, nur den Teil mit den komischen Dehnübungen habe ich dann doch ausgelassen. So ging es mit Mütze und Handschuhen wieder auf die Strasse und wieder ging es rauf und runter. Ich war glaube ich den ganzen Tag nie höher als rund 250 Meter, aber es sind trotzdem rund 1230 Höhenmeter zusammengekommen. Gegen 14:00 Uhr bin ich in Tekirdag angekommen. Eine sehr schöne Uferpromenade mit Fahrradweg, und vielen Spielplätzen und Kaffees. Ich habe mir dann auch ne Pause gegönnt, bevor es weiterging. Ich hatte nämlich noch ca. 15 Km vor mir bis zum Camping „Baric“. Dort war niemand an der Kasse und so bin ich mal rein. Ein Wohnwagen war besetzt mit trinkenden Türken und die haben mir zu verstehen gegeben, ich soll nur mein Zelt einfach hinstellen. Das habe ich dann auch gemacht und stehe nun auf dem Rasen, sitze im „Vorzelt“, vor mir der Strand und das Meer, im Westen geht gleich die Sonne unter und tippe noch diese Zeilen in den Laptop. Gleich schmeiss ich noch den Herd an und gönne mir was feines (Spaghetti) und morgen will ich eigentlich frühs wieder los, damit ich irgendwann in Istanbul ankomme. Es sind noch ca. 100km bis dorthin und mit Verkehr und so, wird es wahrscheinlich ein langer Tag. Unter den Velofahrern sagt man, dass sei so etwas vom übelsten mit dem Velo rein in diese 15 Millionen City!
Kesan (Türkei), 77km und 450hm
Juhuu, neues Land erreicht. Mit der Türkei auch noch eines, welches ich jetzt ungefähr 4-5 Wochen nicht mehr verlassen werde. Griechenland hat es mir aber nicht einfach gemacht mit dem rauslassen. Extremer Gegenwind auf der gesamten Strecke. Wenig Höhenmeter, aber rauf und runter volle Kanne treten war angesagt. Kurz vor der Grenze gab es noch einen letzten griechischen Kaffee und dann entliessen mich die Griechen in die Türkei. Das erste Mal kam so richtiges Grenzübergangsfeeling auf mit zahlreichen wartenden LKW`s, ungefähr 4 Passkontrollen und Kontrolle Material (teils) auf türkischer Seite. Der erste wollte zuerst kurz nichts wissen von ID, da mein Pass ja noch in der Schweiz ist wegen Visabeschaffung. Nach kurzer Nachfrage beim Kollegen dann aber kein Problem. Wie immer nur komisches schauen nach der Frage woher und wohin. Dann ging es nach ca. 3-4km schlechter Strasse auf pikfeinem, neuem Belag ca. 25km bis nach Kesan. Hier hat eine Warmshowerin einen guten Tipp für Camping auf ihrer Seite beschrieben und ich habe den Park auch sofort gefunden. Camping wie wir ihn kennen, gibt es hier nicht, bzw. nur an der touristischen Küste. Die ist einfach ein Stadtpark und dort trifft sich alt und jung am Wochenende oder abends zum Picnic und wie ich die letzten Stunden festgestellt habe, zum flirten. Der Park wird sogar von Security bewacht und somit sollte einer sicheren ersten Nacht in der Türkei nichts mehr im Wege stehen. Mit der Zeit hatte ich noch kurz ein Problem. Mein Handy sagt, es gibt keinen Zeitunterschied zu Griechenland, aber mein Navi hat sich um eine Stunde nach vorne gestellt. Lange war ich im unklaren, aber es ist so, dass ich wieder eine Stunde vorgerutscht bin und somit jetzt schon 2 Stunden vor CH Zeit. Bis Istanbul noch 200km, also je nach Wind und Profil bin ich in zwei Tagen sicher und ohne Stress dort.