16.10.19, Würzburg
Bei meinem letzten kurzen Eintrag bin ich mitten in Magdeburg gewesen. Dort traf ich mich mit Sandra, mit welcher ich vor 12 Jahren auf Kreta im selben (besten) Animationsteam war. Seither haben wir uns nicht mehr gesehen und es war sehr schön, dass wir dies nun nachholen konnten. Bereits vor ein paar Monaten in Hannover bei Petra und Peter, dann vor ein paar Wochen in Berlin bei Richi und Paul konnte ich alte Teamkollegen von der Animationszeit besuchen. Ich glaube, da es meist eine wirklich intensive Zeit ist in der man eng zusammenlebt und arbeitet, verbindet dies auch sehr stark. So war es schön, über alte Zeiten zu plaudern und natürlich war es ebenso spannend zu sehen, welche Wege jeder von uns eingeschlagen hat während den letzten zum Teil 15 Jahren. Kinder, Hochzeiten, Scheidungen, Häuser, Haustiere und natürlich verschiedene Jobs und Wohnorte…oder eben mal mit dem Fahrrad für fast drei Jahre um die Welt fahren, das Repertoire ist ziemlich breit. Bei Sandra und ihrem Mann hatte ich ein weiteres Mal eine super Zeit und ich muss sagen, wahrscheinlich gar keine schlechte Rückgewöhung ans „normale“ Leben, diese ganzen treffen.
Nach zwei Nächten ging es aber weiter. Diesmal wieder weg vom Osten Deutschlands und in Richtung Frankfurt am Main. Eine weiter Nacht habe ich draussen im Wald verbracht und es war richtig schön und ich habe super geschlafen. Dann kam so ein weiterer Tag, welcher in Deutschland, oder allgemein in Europa, eher selten ist. Enrico hat mich angesprochen, als er mit dem Fahrrad an mir vorbeigefahren ist. So kamen wir ins Gespräch und er lud mich kurzentschlossen zu sich nach Hause ein für die Nacht. Sehr gerne habe ich die Einladung angenommen und ich hatte einen weiteren tollen Abend auf meiner Reise. Seine Frau, die Schwiegereltern und auch die anderen Fahrradkollegen waren alle super nett, wir haben bei super schönem Wetter grilliert (gegrillt) und ein paar Bierchen getrunken. Am nächsten morgen (Sonntag) sind wir noch alle zusammen auf einen nahegelegenen Berg, na ja eigentlich Hügel, gefahren und ich habe mich dort von der ganzen Gruppe verabschiedet. Zwei Tage später war ich dann in der Nähe von Frankfurt, genauer gesagt in Dieburg. Dort traf ich ein weiteres Mal auf eine Animationskollegin, die Cathi. Auch bei Cathi, ihren zwei süssen Mädels, dem Hund „Keks“ und natürlich auch ihrem Partner war es wieder sehr schön. Mit den Mädels habe ich ein wenig rumgealbert, mit Cathi viel über die vergangenen Jahre geredet und einfach ein weiteres Mal ein Bett und ein warmes Haus genossen. Nach zwei Nächten bin ich heute nun wieder aufgebrochen und schreibe diese Zeilen aus Würzburg. Eine wunderschöne Stadt, auch wenn ich gerade erst 1 Stunde hier bin. Umgeben von Rebbergen, auf den Hügeln schöne Schlösser und viele alte Häuser, Kirchen und Plätze. Hier warte ich nun, bis ich ein weiteres Mal zu jemandem nach Hause darf, den ich eigentlich noch gar nicht kenne. Die Freundin von Richi (aus Berlin) nimmt mich heute mit in ihre WG und ich bin mir sicher, es wird ein weiteres Mal ein gemütlicher Abend - Ja es wurde ein sehr gemütlicher Abend bei Saskia und ihren zwei Mitbewohnerinnen. Wir haben sehr lecker gegessen, ein paar Einheimische Biere vernichtet und viel über Reisen und anderes geredet.
So langsam aber sicher kommt die Schweiz immer näher. Komisches Gefühl, aber auch irgendwie schön, dass ich bald die Umgebung wieder besser kenne, wieder mein richtiges schweizerdeutsch sprechen kann und weitere alte Bekannte treffe.
10.10.19 Magdeburg
Gestern morgen bin ich in Halle gestartet, nachdem ich bei Dominic, einem Radfahrer, welchen ich 1.5 Jahre zuvor in Australien kennengelernt habe, übernachten konnte. HALLE, da war doch was?!? Ja genau, nur ein paar Stunden nachdem ich von Halle weg war, gab es ein Attentat auf eine jüdische Moschee. Irgendein rechtsextremer Vollidiot hat mit mehreren Waffen und selber gebastelten Bomben zwei Menschen getötet und weitere verletzt. Meist machen sich die Menschen zuhause Sorgen, wenn ich sage ich reise in den Iran, die Türkei, nach Tajikistan oder „solche“ Länder. Glaubt mir, ich habe auf meiner ganzen Reise noch nie so viele Polizisten und Waffen gesehen, wie die letzten Monate in Zentraleuropa. Ich fühle mich hier kein bisschen unsicherer als in all den anderen Ländern, welche ich besuchen durfte. Es ist eher andersrum. Während in anderen Grossstädten in Asien oder auch Zentralasien eine eher lockere Stimmung herrscht, ist dies in Frankreich, den Beneluxländern und auch in Deutschland nicht annähernd der Fall. Natürlich treffe ich auch hier überall nette und hilfsbereite Menschen. Aber die Grundstimmung ist total anders. Negativ. Egoistisch. Ängstlich. Laut. Immer öfters denke ich, dass die Einheimischen das Problem sind und nicht jene, welche von aussen dazukommen oder gekommen sind. RIP, Ruhet in Frieden!
2.10.19 Görlitz, Deutschland
Ja ja, die deutschen…seit ich in Travemünde von der Fähre gefahren bin, habe ich einige schöne Ecken unseres grossen Nachbarn entdecken können. Der Sommer meldete sich nochmals zurück und die ersten vier Tage in Richtung Wismar, Schwerin und dann nach Berlin waren wunderschön und warm. Vorbei ging es an den oben erwähnten Städten und überall gab es viel zu sehen und zu fotografieren. Sehr schön diese alten Städte mit all ihren mächtigen Häusern, Schlössern und Gärten. In Wismar war ich mal wieder zu Gast bei einem anderen Radfahrer und wir hatten einen gemütlichen Nachmittag und Abend in der Stadt. Es gab ein paar Bierspezialitäten zu viel und prompt habe ich am nächsten Tag vergessen, den Schlüssel von Bernhard zurückzugeben. Zum Glück gibt es aber ja auch in Deutschland eine Post und somit ging der Schlüssel dann ein paar Tage später von Berlin aus wieder in Richtung Wismar. Zwei Nächte habe ich wieder draussen in der Natur verbracht und eine davon an einem speziellen Ort. Es war nämlich ein Vogelbeobachtungsposten. Also so ne Art Hochsitz, aber eben nicht um zu jagen, sondern zu beobachten. Perfekt für mich, da ich mein Fahrrad die steile Treppe mit nach oben nehmen konnte und es dort genug Platz gab für meine Matratze und Schlafsack. Einen live „Fernseher“ hatte ich auch noch, denn denn am See, welcher direkt vor dem Posten begann, gab es hunderte Vögel und auch noch einen schönen Sonnenuntergang. In Berlin war ich dann das erste Mal seit Hamburg (Ende Juli) wieder einmal in einer richtig grossen Stadt. Unglaublich die ganzen Menschen, Autos, Geschäfte und Restaurants. Ich konnte die ersten zwei Nächte bei Richi verbringen. Einem alten Freund von Animationszeiten 2007 auf Kreta. Es war schön, sich nach etlichen Jahren wieder zu sehen, zusammen ein paar Stunden zu verbringen und einfach über alte (und neue) Zeiten zu quatschen. Für die nächsten zwei Tage ging es dann weiter zu Paul und seinem Sohn. Ebenfalls Animationskollege von 2004. Auch bei ihm wurde ich herzlich empfangen und wir hatten eine gute Zeit zusammen. Dazwischen habe ich mich noch Dinu und Tabea (plus Julia) getroffen. Schweizer, welche in der Stadt waren, um den Berlin Marathon und Inline Marathon zu bewältigen. Ebenfalls konnte ich eine alte Fahrradbekannte wieder treffen, welche ich rund 2 Monate zuvor in Dänemark kennenlernen durfte. Andrea hat die letzte Zeit ebenfalls in Skandinavien verbracht und es war schön, ein wenig zusammen zu paudern. Dann hatte ich aber auch wieder genug von der grossen Stadt. Die Menschen leben alle so in einer Art Blase kommt mir vor. Es herrscht auch eine grosse Aggressivität in der Stadt kam mir vor. Immer wieder hört man irgendwo jemanden schreien, hupen von Autos oder natürlich auch betrunkene oder anders aufgepeitschte Menschen. In der ganzen Stadt wird einem in jeder Ecke etwas angeboten, was man eigentlich gar nicht braucht und alles dreht sich um Konsum. Während der Tage in Berlin änderte sich leider auch das Wetter und seitdem ist es kalt und vor allem nass. Es regnet jeden Tag und macht gerade nicht so viel Spass. Eigentlich war mein Plan noch einen Schlenker nach Polen zu machen, dann über Tschechien zurück Richtung Dresden zu fahren. Allerdings ist es so nass, windig und eben kalt, dass ich meine Etappen drastisch gekürzt habe, im Moment nur so 60km bis 90km fahre und deshalb in Deutschland bleibe. Ich fuhr die letzten Tage der deutsch/polnischen Grenze entlang und bin nun in Görlitz, einer wunderschönen Stadt ganz tief im Osten von Deutschland. Die Orte auf der Strecke wären es allemal Wert, einen Fotostopp zu machen und ein bisschen umherzulaufen. Bei diesem Scheisswetter macht es aber überhaupt keinen Spass und ich bin froh, wenn ich einigermassen vorwärts komme. Das gute hier im Osten, fast in jedem grösseren Ort gibt es private Zimmer/Pensionen, in welchen man relativ günstig übernachten kann. Die meist älteren Gastgeber sind sehr nett und man kann mit ihnen ein wenig über Deutschland und die DDR reden. Sehr interessant dieser Tage, da am 3.10 die Wende genau 30 Jahre her ist. Köstlich finde ich auch immer wieder diesen unglaublichen Ostakzent hier in der Gegend. Manchmal muss ich echt gut zuhören, da die Hälfte der Wörter nicht so wirklich ausgesprochen wird. Ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass mein Hochdeutsch sicher nicht schlechter ist…
Meine Reise geht die nächsten Tage weiter nach Dresden, Leipzig und dann Magdeburg. Ich habe in jeder Stadt Leute, welche ich kenne und freu mich, diese wiederzusehen.
Nach ein paar sehr schönen Tagen von Travemünde über Wismar, Schwerin über die Mecklenburgische Seenplatte bin ich nun (25.9.) in Berlin angekommen.
28.7.19, Camping Dänemark - Rückblick Deutschland
Schon bin ich wieder raus aus Deutschland, zumindest fürs erste. Hannover war dann noch ganz anstrengend bis zum Schluss. Ich hatte einen Tag Kater vom feinsten (zu viel Ouzo beim Griechen), bin erst morgens um sieben ins Bett gekommen und habe eigentlich das ganze „Sonntagsprogramm“ verschlafen. War aber sehr lustig, wir haben es uns gut gehen lassen und über alte TUI Zeiten gelacht. So ging es dann einen Tag später in Richtung Hamburg. Dazwischen lag noch eine Campingnacht irgendwo am Waldesrand. Richtig gut geschlafen habe ich allerdings nicht, da morgens um drei Uhr ein paar Wildschweine relativ nahe an meinem Zelt vorbeigelaufen sind. Danach war aber wieder Ruhe. Ich finde es immer erstaunlich, wie all meine Sinne beim „wild“ campen extrem geschärft sind. Auch wenn ich mich fast immer sehr sicher und gut aufgehoben fühle an meinen Campingspots, ist der Körper trotzdem aufmerksamer. Kaum ein Geräusch entgeht einem und wenn dann eben um drei Uhr ein paar Wildschweine vielleicht 50 oder 100 Meter daneben durch trampeln, bin ich innerhalb von Sekunden hell wach und total aufmerksam. Ist schon erstaunlich, aber natürlich auch toll, das dies so funktioniert. Ich denke, man muss sich und seinen Körper aber gut kennen und dann auch auf diese Signale achten. Klappt anscheinend bei mir im Moment. In Hamburg habe ich dann leider keinen Platz zum schlafen gefunden und bin mal wieder in ein Hostel. War eigentlich auch ganz gut, obwohl es so gross war, dass praktisch kein Kontakt zu anderen Reisenden entstanden ist. Ich habe mir bei 35 Grad natürlich die Stadt angeschaut, eine kleine Hafenrundfahrt gemacht und abends das Musical „heisse Ecke“ besucht. Sehr lustig präsentieren die dort im Tivoli Theater einen Tag auf der Reeperbahn mit allem was dazu gehört. Das ganze auch musikalisch und schauspielerisch auf hohen Niveau. So habe ich in Hamburg mal wieder seit längerer Zeit richtiges Touristenprogramm gemacht, bevor es mit einem 155km und 140km Tag weiterging an die Grenze zu Dänemark, genau gesagt nach Aventorf. Hier wurde ich nämlich bereits von Inke und Bernd in ihrem Restaurant empfangen. Wieso das? Wir haben uns im Januar 2017, also ganz kurz vor meiner Abfahrt, auf Gran Canaria kennengelernt. Ich war dort nochmals in einem Kurzeinsatz für die TUI unterwegs und Inke und Bernd als Gäste. Ich habe ihnen von meinen Reiseplänen erzählt und sie haben mich immer ein wenig über FB und Instagram verfolgt. Tatsächlich führte mein Weg jetzt also an diesem kleinen Dorf vorbei und wir haben uns gefreut uns wiederzusehen. Ich verbrachte zwei Nächte mit ihnen, durfte das gute essen im Restaurant ausgiebig testen, bekam sogar noch das Auto um an den Strand zu fahren und wir haben natürlich viel über meine Reise geredet. Für mich ein toller Abschluss in Deutschland und wieder einmal tolle Gastfreundschaft. Von dort war es dann wirklich nur noch um die Ecke, rund 150 Meter, bis zur Grenze nach Dänemark. Dort bin ich am ersten Tag rund 120km gefahren, hatte schon ein heftiges Gewitter (war aber im trockenen), einen Platten Reifen (der 1. seit mehr als einem halben Jahr) und natürlich auch wieder mal andere Währung als Euros, nämlich dänische Kronen…
Zwei Tage habe ich in Hamburg verbracht. Sicher eine Stadt, in welche ich nochmals zurückkehren werde. Wenn man allerdings so auf sein Budget schauen sollte wie ich im Moment, lauern einfach sehr viele Verführungen. Und damit meine ich nicht nur die Reeperbahn und all das rote Licht. Zum Beispiel auch ein riesengrosser Globetrotter Outdoor Shop mit etlichen Sachen für eine grosse Fahrradreise :). Morgen geht es weiter bis in den Norden von Deutschland und dann ab nach Dänemark.
Hannover, 20.7.19
Seit rund 10 Tagen bin ich nun in Deutschland. Nachdem ich Brüssel und die Tour de France besuchte ging es noch rund 2 Tage, bis ich nach über 2.5 Jahren wieder einmal einen Teil meiner Familie sehen durfte. Mein „kleiner“ Bruder, seine (deutsche) Frau und meine kleine Nichte waren zu Besuch beim Schwiegerpapa am Niederrhein. Hier konnte ich auch das erste Mal meine kleine Nichte Romy in live sehen und nicht nur durch einen Bildschirm. Abgesehen davon, dass wir uns somit sehr bewusst geworden sind, wieviel Zeit seit dem letzten treffen vergangen ist, kam es uns nicht so vor wie 2.5 Jahre. Ich genoss die Woche bei ihnen, wir haben viel unternommen und hatten einfach eine gemütliche Zeit mit viel Kaffee, Kuchen und Eis. Ich bin mir aber während dieser Tage auch bewusst geworden dass so ein Familienleben inklusive Hund im Moment nichts für mich wäre. Ich merke, dass ich noch weiterreisen und Sachen entdecken will und dies mit dem Fahrrad. Somit ja eigentlich auch alles super wie es ist. Ich hoffe aber auch, dass es nicht wieder 2.5 Jahre dauert bis zum nächsten treffen…
Für mich ging es dann weiter via Münster und einer weiteren Nacht im Zelt nach Hannover. In Münster bin ich wieder einmal mehr bei einem Warmshower Gastgeber untergekommen. Eine richtige Studentenbude mit viel Chaos und sieben BewohnerInnen. Abends bin ich mit in ein Theater und ein weiterer sehr unkomplizierter Abend war wieder hinter mir. Was mir hier in Deutschland jetzt so richtig krass vorkommt, dass ich wieder alles lesen und auch verstehen kann. Es ist ja das erste Mal seit meinem zweiten Reisetag im Februar 2017, dass ich wieder in einem deutsch-sprechenden Land bin. Viele lange und komplizierte Wörter fallen mir auf und vor allem auch viele Verkehrs- und Verbotsschilder. Allgemein ist die Grundstimmung im Strassenverkehr schon sehr aggressiv und negativ. Die Menschen haben meines Erachtens grundsätzlich schlechte Stimmung oder sehen zumindest so aus. Sehr komisch für mich und wenn man mal jemanden grüsst, kommt selten etwas zurück. So richtige „erste Welt Probleme“, beherrschen hier leider einen Grossteil des Alltags, wie mich dünkt. Ein Vorteil in Deutschland sind natürlich die zahlreichen Fahrradwege. Fast immer kann ich auch separaten Wegen fahren und entfliehe somit dem Strassenverkehr.
Hier in Hannover konnte ich ebenfalls alte Bekannte treffen. Von 2004 bis 2007 habe ich als Animateur für die TUI gearbeitet, welche in Hannover ihren Hauptsitz hat. Auch wenn inzwischen die meisten Leute nicht mehr dort sind oder man sich aus den Augen verloren hat, gab es trotzdem noch den einen oder anderen Kontakt. Bei Peter und seiner Familie kam ich somit für eine Nacht unter und es war super über alte Zeiten zu reden und einfach ein wenig an diese Zeiten anzuknüpfen. Später am Abend kam noch Petra dazu, mit der ich 2004 zusammen gearbeitet habe und alle zusammen hatten wir einen feinen Pizzaabend mit dementsprechenden Getränken ;).